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Testbericht Reimo Brindisi

Das Quick-Errect-Prinzip: Reimo Brindisi

Man kennt es vom Gartenpavillion: Aus der Tasche befreit und einmal auseinandergezogen, schon steht die Gartenbedachung bereit und muss lediglich noch abgespannt werden. Ähnlich verhält es sich bei den Quick-Erect oder Schnellaufbauzelten. Das Ziel ist dabei klar: Weder soll der Camper in Zukunft noch Zeit und Mühen beim Stangensortieren verschwenden, noch müssen diese Stangen mühsam mit der Zelthülle vereint werden. Was auf den ersten Blick einige Vorteile bietet offenbart aber auch Schwachstellen.

Das Reimo Brindisi ist ein kleines, sehr kompaktes Vorzelt speziell für Vans und kleinere Reisemobile. Reimo empfiehlt den California sowie den Multivan als optimal für das Zelt. Geliefert wird die mobile Zusatzbehausung in einer großen, komfortablen innenbeschichteten Tasche inklusive der notwendigen Heringe, Abspannleinen und zwei zusätzlichen Aufstellstangen für das Vordach. Eine separate Schlafkabine ist ebenfalls dabei und kann bei Bedarf in das eigentliche Zelt eingehängt werden. 
Die Tasche hat ein Packmaß von etwa 120x25x25cm und wiegt auf unserer Waage akzeptable 13,7kg. Für einen VW-Bus ist die Packtasche damit noch gut geeignet. Mit einer Grundfläche von 2,50 x 2,50m und einer Höhe von 2,10m ist das Brindisi eine kleinere Version seiner Art, nicht unbedingt Familien-geeignet, doch für zwei Personen ist der zusätzliche Aufenthaltsraum zum Bus völlig ausreichend.

Der Aufbau

Nach Öffnen der Packtasche können wir das eigentliche Zelt, eine kleine Tasche mit Heringen sowie eine Tasche mit den zusätzlichen Stangen, die Schlafkabine und das Regendach entnehmen. Reimo legt eine bebilderte Anleitung bei, sodass beim Aufbau nichts schiefgehen kann. Das Zelt breiten wir in seiner Grundfläche aus. Dazu müssen lediglich die vier Eckstangen des Zeltes ausgeklappt werden. In der Mitte bleibt so die Konstruktion des Daches stehen, dessen Gestänge mit einem Klick über ein zentrales Gelenk zusammengedrückt wird. Zwei helfende Hände sind hier von Vorteil, der Aufbau lässt sich aber auch gut alleine durchführen. Das Zelt besitzt im Dach eine Lüftung, die mit einer zweiten Dachhaut vor Regeneintritt mittels Gummi- und Klettbänder geschützt wird.

Tragendes Dachgelenk

Ist diese angebracht müssen lediglich noch die vier Eckstangen auseinander gezogen und eingerastet werden, um das Zelt gänzlich in seiner gesamten Höhe aufzustellen. Dieser Vorgang ist auch für ungeübte Camper in weniger als 5 Minuten erledigt.

Sämtliche Gelenke sind aus Kunststoff und damit sicherlich auf Dauer eine Schwachstelle. Hier ist bei Auf- und Abbau genau wie bei den leichten Alu-Stangen auf eine pflegliche Behandlung zu achten. Über eine Schleuse kann das Fahrzeug an das Zelt gekoppelt werden. Unverständlicherweise finden wir nur einen Keder, der in eine am Bus vorhandene spezielle Kederleiste oder Schiene eingezogen werden kann. Das ist eine schnelle, einfache und vor allem regendichte Variante, allerdings nur dann, wenn eine solche Schiene auch vorhanden ist.

Der aktuelle California bringt Sie zwar serienmäßig mit, andere Busse jedoch nicht. Ein Schleusenstab, mit dem das Zelt an einer Regenrinne oder auch mittels Saugnäpfen an den Bussen festgemacht werden kann, legt Reimo zwar bei, jedoch fehlt die Möglichkeit diesen am Zelt auch einzufädeln.  Das geht eindeutig besser!

Wir befestigen das Zelt an unserem T5 Multivan mittels beiliegenden Abspannschnüren über das Busdach hinweg. Zum Schluss wird alles vernünftig ausgerichtet, die fehlenden Heringe am Boden sowie den zusätzlich abzuspannenden Ecken angebracht. Die Anspannleinen sind hierbei schon am Zelt befestigt, was wieder etwas Zeit spart. Die beiliegenden 40 Heringe relativieren den Begriff des „Schnellaufbau-Zeltes“ jedoch ein wenig, denn jeder, der schon einmal mit Hammer und Heringen auf einem Campingplatz um sein Zelt gelaufen ist, wird wissen, dass sich diese je nach Untergrund nicht in wenigen Minuten einschlagen lassen. Für einen akzeptablen Aufbau sind unseres Erachtens aber auch nicht alle 40 Heringe von Nöten.

Für den gesamten Aufbau haben wir vom Auspacken bis zum Einschlagen des letzten Herings gute 15 Minuten benötigt, die sich mit der zunehmenden Anzahl an Aufbauversuchen und mit zwei Personen sicherlich noch wesentlich reduzieren lassen. Aber auch schon so lässt sich feststellen, dass man das Brindisi von Reimo auch dann aufstellen kann, wenn die Zeit knapp bemessen ist. Das Zelt ist in der Lage auch ohne Bus stehen zu bleiben, so dass Tagestouren mit dem Fahrzeug möglich sind, ohne alles abbauen zu müssen.

Die Ausstattung

Aufgebaut lässt sich die gesamte Ausstattung des Zeltes begutachten und untersuchen. Der Boden ist bereits in die Zeltkonstruktion eingenäht und muss so nicht mühsam ausgebreitet werden. Der Boden ist zudem beim Aufbau eine gute Orientierung für die Ausrichtung der Eckstangen. Damit der Boden aus Polyethylen nicht beschädigt wird, wenn man beispielsweise Stühle oder ähnliches in das Zelt stellt, empfiehlt es sich trotzdem einen extra Vorzeltteppich einzulegen. In erster Linie schützt der eingenähte Boden vor Feuchtigkeit, ist aber nicht als überaus strapazierfähige Oberfläche für Campingutensilien und –möbel gedacht.

Die Schleuse zum Fahrzeug lässt sich entweder über die gesamte oder nur die halbe Breite des Zeltes mittels Reißverschluss öffnen. Der gegenüberliegende Eingang wird ebenfalls mittels zwei Reißverschlüssen links und rechts geöffnet und kann entweder hochgerollt oder als kleines Vordach mit den beiliegenden Aufstellstangen verwendet werden. In den zwei übrigen Außenseiten befindet sich jeweils ein Fenster, das von außen verdunkelt oder freigelegt werden kann. Die unteren ca. 2/3 bestehen aus Klarsichtkunststoff, das obere letzte Drittel aus feinmaschigem Fliegengitter, so dass auch eine Querlüftung möglich ist. Die gesamte Zelthaut besteht aus 100% Polyester in einer reißfesten Ripstop-Variante, die zusätzlich PU-beschichtet und zudem UV-beständig ist. Die Wassersäule gibt Reimo mit 3000mm an. Ab 1500mm gilt ein Zeltstoff laut DIN als wasserdicht. Schwachstellen sind in aller Regel auch eher die Nähte und Reißverschlüsse als der eigentliche Zeltstoff.  Hier zeigte das Brindisi in unserem Test jedoch keine Auffälligkeiten, wobei erwähnt werden muss, dass die Nähte und Reißverschlüsse nicht extra gegen Feuchtigkeit geschützt sind.

Mittels Gummibändern kann auf gut der Hälfte der Grundfläche die beiliegende Schlafkabine eingehängt werden. Diese besitzt auf der Vorderseite einen großen Einstieg, der sowohl vollständig als auch lediglich mit Fliegengitter geschlossen werden kann. Mit gut 2,20 x 1,20 ist in der Kabine ausreichend (Schlaf-)Platz für zwei Personen. Eine Öse in der Dachmitte des Zeltes eignet sich prima um eine Beleuchtung aufzuhängen, sodass auch in den Abendstunden alles im Blick bleibt.

Der Abbau gestaltet sich ähnlich dem Aufbau relativ einfach. Nachdem sämtliche Leinen und Heringe gelöst sind, kann das Zelt auf einfache Weise zusammengeklappt werden. Hierbei ist zu beachten, dass der Zeltstoff nirgends eingeklemmt wird. Mittels zwei beiliegenden Gurten kann der Stoff abschließend noch etwas gebändigt werden. Die Tasche ist aber auch nach dem Zusammenlegen noch ausreichend groß und nimmt alle Bestandteile wieder klaglos auf.

Fazit

Das Reimo Brindisi ist ein kleines, aber feines Busvorzelt, das sich prima als zusätzlicher Stauraum oder Schlafmöglichkeit für zwei Personen eignet. Es hat ein akzeptables Packmaß und Gewicht für einen VW-Bus. Die Aufbauzeit ist, abgesehen von vielen Heringen, die man zur endgültigen Befestigung braucht, sehr kurz. Das Zelt steht in wenigen Minuten und kann so auch ohne großen Aufwand für kürzere Aufenthalte benutzt werden.

Idealerweise ist man beim Aufbau zu zweit, aber auch alleine lässt sich alles ohne Probleme bewältigen. Das Aufbauprinzip ist generell gut durchdacht und umgesetzt. Die Anbindung an die Fahrzeuge lässt sich noch verbessern, indem eine Aufnahme für den Schleusenstab oder auch zusätzliche Ösen oder Klettverschlüsse integriert werden. Die Verarbeitung ist ansonsten gut und gibt keinen Anlass zur Kritik. Die Kunststoffgelenke müssen jedoch auf Dauer ihre Standfestigkeit beweisen und sollten generell vorsichtig behandelt werden. Wer im Urlaub eine schnell aufbaubare, zusätzliche kleine Unterkunft benötigt, sollte sich das Brindisi bei einem der zahlreichen Reimo-Händler einmal ansehen. Erhältlich ist es momentan im Reimoshop und bei allen Reimo-Fachhändlern für 299 Euro. (Stand 17.05.2015)

von Patrick Kühl