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Reisemobile und Caravans: Es geht weiter nur nach oben

Die Camping- und Caravan-Branche befindet sich in Deutschland seit Jahren im Aufwind. Das wird auch vorerst so bleiben, zeigt eine neue Studie.

 ©ampnet Michael Kirchberger

Davon können andere nur träumen: Die Caravaning-Industrie kennt seit Jahren nur einen Weg, und der führt steil nach oben. Dies hat die Studie „Caravans und Reisemobile in Deutschland 2020“ erneut bestätigt. Im Juli dieses Jahres wurden hierzu mehr als 10.600 Bundesbürger im Auftrag der GSR Unternehmensberatung und der Puls Marktforschung befragt. Die Ergebnisse decken sich weitgehend mit denen vom Branchenverband CIVD (Caravaning Industrieverband Deutschland) und bestätigen die äußerst positiven Prognosen.

Wachstum vor allem bei den Reisemobilen

Der Bestand der Reisemobile hat sich in den vergangenen neun Jahren bei uns nahezu verdoppelt. 2010 waren 330.664 Wohnmobile registriert, im vergangenen Jahr gab es 532.687 von ihnen auf den Straßen. Beim Caravan war das Wachstum deutlich geringer, hier stieg der Bestand im gleichen Zeitraum von 558.614 auf 674.456 Einheiten. In der Gesamtzahl von mehr als 1,2 Millionen Freizeitfahrzeugen sind jedoch viele Campingmobile nicht berücksichtigt. Zahlreiche Vans mit Bett und Küche an Bord werden nicht als Wohnmobil sondern als Pkw zugelassen.

Übernachtungsplätze dringend gesucht

Vergleichsweise gering ist die Steigerung beim Angebot von Stell- und Campingplätzen. Um 3104 Stellflächen ist die Zahl der Übernachtungsplätze für Reisemobile auf 231.431 gestiegen; zu den 3000 Campingplätzen in Deutschland kamen lediglich 60 Neueröffnungen hinzu. Hier erkennen die Auftraggeber der Studie erheblichen Handlungsbedarf, denn in den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Übernachtungen in Reisemobilen und Caravans um 16 Prozent auf 31.068.438 gewachsen, sagt Niklas Haupt vom Marktforscher Puls in Nürnberg

Besitzer eines Wohnmobils sind im Durchschnitt 49 Tage im Jahr und 9442 Kilometer unterwegs, Caravaner bringen es auf 41 Tage und 6309 Kilometer. Sie übertreffen damit jene Urlauber, die sich ein Fahrzeug mieten, um etwa das Doppelte. 45 Prozent bevorzugen dabei den Campingplatz als Ziel, ein Viertel macht auf einem Stellplatz halt und zwölf Prozent nutzen die Angebote von Bauernhöfen und Gaststätten, auf ihrem Terrain die Nacht zu verbringen.

Geiz liegt den Campern fern

Den meisten von ihnen sitzt der Euro locker in der Tasche. Durchschnittlich 471 Euro gibt jeder Reisemobilbewohner in der Woche aus, bei den Wohnwagen-Campern sind es 465 Euro. Viele geben das Geld für den Restaurantbesuch am Reiseziel, beim Shoppen oder dem Besuch von kulturellen Angeboten für Museen oder Konzerte aus. Zwischen 30 und 50 Euro liegen die Übernachtungsgebühren auf einem Campingplatz. Mieter zahlen laut Studie im Mittel 85 Euro am Tag für ein Reisemobil und 66 Euro für einen Caravan.

Das Virus hat die Branche gestärkt

Die Corona-Pandemie und die Hygienevorschriften haben das Reiseverhalten deutlich verändert. 35 Prozent aller Wohnmobil- und Caravan Camper haben sich aufgrund der Pandemie für diese Urlaubsform entschieden. Hauptreiseziel ist mit 62 Prozent Deutschland, die Regionen Nord- und Ostsee sowie das Bundesland Bayern sind dabei die Favoriten.

Die Treiber des Caravaning-Booms sind laut Rainer Strobel, Geschäftsführer der GSR Unternehmensberatung in Augsburg die höheren Bedürfnisse an Gesundheit, Sicherheit und Mobilität. Das mangelnde Angebot an Stellplätzen und die Führerscheinreglung mit der 3,5-Tonnen-Grenze seien dagegen Hemmnisse, die es auszuräumen gelte, so Strobel weiter. Auch die Verfügbarkeit von Fahrzeugen sei ein Engpass. Für manche Fahrzeuge gibt es heute Lieferzeiten von bis zu einem Jahr.

Mehr Akzeptanz von Campmobilen gefordert

Hieraus ergeben sich Forderungen an Politik, Tourismusverbände und Hersteller. Mehr Stellplätze müssen geschaffen werden, so Axel Sülwald, Redaktionsleiter „Autobild Reisemobil“, der die Studien-Präsentation kommentierte. Auch die Akzeptanz der Camping-Mobile bei anderen Verkehrsteilnehmern müsse gestärkt werden. Ob die Empfehlung der Studie zum Abbau der Marken- und Modellvielfalt bei den Interessenten als Verbesserung interpretiert wird, sei freilich dahingestellt. Vordringlicher ist eine angepasste Führerscheinregelung, die bei einem Reisemobil die Gewichtsgrenze von 3,5 auf 4,25 Tonnen erhöhen würde. Damit wäre das leidige Problem der zu geringen Zuladung am leichtesten zu bewältigen.

ampnet/mk