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Buchtipp: Restaurieren wie die Profis

Für Hobbyschrauber ist ein neues interessantes Buch auf den Markt gekommen. Es kommt direkt auf den Punkt, enthält viele wertvolle Tipps und ist seinen Preis allemal wert, findet unser Buch-Rezensent Heiko P. Wacker.

 ©Verlag

Abenteuer Gemeinschafts-Schrauberhöhle: Das Verlängerungskabel hängt straff gespannt und auf Kniehöhe quer durch die Werkstatt, die Trennscheiben haben Karies, neben den Zollstöcken wohnt ein Waschbär und der Bohrfutterschlüssel liegt seit Ostern hinterm Schrank. Nicht einmal auf den Daumen hauen kann man sich, weil der Hammerstiel abgebrochen ist – und so entfährt einem der altbekannte Spruch: "Einmal mit Profis arbeiten!"

Wie die so vorgehen, das kann man bei Paul Fraysse und Philippe Sauvat nachlesen, deren passend benanntes Werk vor kurzem ins Deutsche übersetzt wurde. Statt "Techniques de Restauration" heißt es jetzt eben "Restaurieren wie die Profis", wobei sich der vorliegende Band durchaus auch an den Hobbyschrauber wendet. Immerhin haben die beiden Autoren bei all ihren Arbeiten auch den eher schmal geschnittenen Geldbeutel normaler Oldiefans im Blick und verzichten fast vollständig auf teure Spezialgerätschaften.

Klar – ein bisschen Werkzeug braucht es, ein Schweißgerät vielleicht auch. Doch alleine am Beispiel "Spiralfeder" zeigt sich, dass sich auch mit handelsüblichen Mitteln richtig gute Ergebnisse zeitigen lassen. Wenn es nämlich darum geht, selbst eine Feder herzustellen, dann kann man das elegant an einer Drehbank tun. Man kann aber auch einen Schraubstock, Klavierdraht und zwei Hölzchen hernehmen und die Aktion im Klemmbrettverfahren über die Bühne bringen. Weitere Kapitel behandeln die Herstellung von Dichtungen, die Reparatur von Zündkerzengewinden, das Arbeiten an Lagern oder das Einstellen von Scheinwerfern und Spur.

Auch das Überholen der Bremsanlage wird Schritt für Schritt gezeigt, wobei jeder für sich selbst entscheiden muss, ob er die knapp 30 Euro für einen neuen Hauptbremszylinder investiert – oder ob er Spaß dran hat, so ein Teil für seinen Bulli selber aufzuarbeiten. Hängt eben immer davon ab, ob und wie das Teil zu bekommen ist: Für den T3? Kein Problem. Für nen späten T1 indes, ich red‘ jetzt hier von den Autos, die zwischen August 1966 und Juli 1967 gebaut wurden und mit Zweikreissystem anrollen, legt man lässig drei ganze und dann noch einen halben Hunni auf den Tresen.

Eine Ausbildung kann auch dieses Buch natürlich nicht ersetzen – das kann kein Buch der Welt. Man kann jedoch eine ganze Menge dazulernen, was sich vor allem den 1200 Fotos verdankt, die nicht in einem klinisch reinen Raum aufgenommen wurden, sondern im echten Leben einer Werkstatt. Immerhin bekommen auch Profis ölige Finger. Ein tröstlicher Gedanke …

Rund 35 Euro werden aufgerufen, die das Buch allemal wert ist – gerade auch, weil auf unnützes Geschwafel verzichtet wird, und der Text in jedem Kapitel sofort zur Sache kommt. Und deshalb mach ich jetzt hier auch mal einen Punkt. Zum Buch ist alles gesagt – und vielleicht sollte ich heute lieber mal meine Werkstatt aufräumen und den Bohrfutterschlüssel hinterm Schrank vorangeln …


Paul Fraysse, Philippe Sauvat, Hans J. Schneider (Hg.): Restaurieren wie die Profis 2 (So wird’s gemacht Special, Band 7). Originaltitel: „Techniques de Restauration“, übersetzt von Hans J. Schneider. Verlag Schneider Media 2017; Vertrieb durch den Delius Klasing Verlag Bielefeld, 160 Seiten, 1.210 Farbabbildungen, 201 x 267 mm, gebunden, ISBN 978-3-667-11070-1, 34,90 Euro.

Heiko P. Wacker