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Die erste Bulli-Tour führt nach Spanien

Unser Urlaub mit dem T2 Westfalia Berlin beginnt am 20. April 2000: Seit Monatsbeginn darf unser Bulli mit seinem Saison-Kennzeichen 04-10 auf die Straße. Es soll nach Spanien gehen - an die Costa del Sol, wo wir schon einige Male schöne Urlaube genossen haben.

 ©Hermann Hülder

Nun – mit dem Bulli kann aber auch der Weg selbst noch das Ziel sein, weil man damit schließlich immer bleiben kann, wo man will. Alle Stauräume sind gepackt, die richtige Musik im Handschuhfach, die Spanischlektionen in frischer Erinnerung. Monschau, das Hohe Venn, Luxemburg, Belgien, Frankreich über Auxerre, Chateraux, Lourdes. Der Frühling flattert mit bunten Bändern durch das Land.

Wir gleiten vom hohen Sitz mit weitem Blick über die Hecken - durch gelbe Rapsfelder, schön geschmückte Städtchen, aufgeweckte Dörfer und machen den einen oder anderen Kaffee-Stop zuweilen mit einem kleinen Schwätzchen mit Einwohnern. Die Pyrenäen tragen weiße Gipfel und Pässe. Der Ostersonntag kommt mit bunten Eiern im frischen Schnee vor geschlossenem Campingplatz "L‘Edelweiß". Manchmal knackt etwas am Bulli…

Schöne Tage an der Costa del Sol… Am 27. April Rückfahrt: In der Sierra Nevada bei drei Grad Celsius in der Dunkelheit klopft es wieder hinten am Bulli. Ob ich Gas gebe oder nicht – es klopft. Was ist das? Ein Lagerschaden? Geht etwas völlig kaputt, wenn wir weiterfahren? Wir entscheiden uns, den ADAC ins Spiel zu bringen. Angela ruft ihren Bruder an, der ruft den ADAC in Deutschland an, der ruft den ADAC in Barcelona an, und der meldet sich auf unserem Handy. Ein Hurra dem Mobilfunk!

Nach einer Stunde bringt uns ein Abschleppwagen zu einer VW-Werkstatt in Granada. Der Fahrer sagt mir, dass er den Zustand des Bullis weitergeben sollte. Aber der sei ja nun wirklich "muy bien". Die Nacht verbringen wir im Bulli vor dem Autohaus, doch die Werkstatt öffnet morgens nicht.

Auf Nachfrage heißt es, die Mechaniker der ganzen Provinz streikten. Also will der ADAC den Bulli nach Hause schleppen. Wir dürfen mit dem Zug fahren, da das Fliegen uns nicht bekommt. Am Bahnhof in Granada gibt’s kein Ticket mehr. Am Weißen Sonntag ist ganz Spanien unterwegs. Beim Verkaufschef ging’s dann schließlich doch. Durchgebucht über Madrid, Hendaya, Paris, Essen, Wattenscheid. In Madrid und Brüssel können wir die Fahrt unterbrechen und uns die Stadt ansehen.

Unser Bulli kommt zwei Wochen nach uns bei der von uns angegebenen Werkstatt an. Der Fehler taucht nicht auf. Aber Aufschluss gibt, dass das Klopfen von der Geschwindigkeit abhängig ist. Je schneller man fährt, umso schneller klopft es. Das kann nur am Antrieb liegen, nicht am Motor. Die Antriebswellen sind verschlissen. Generalüberholte kommen vom Vorbesitzer, sie werden eingebaut und das Klopfen ist weg.

Hätten wir doch schon vor der Reise Bekanntschaft mit anderen Mitgliedern der Interessengemeinschaft T2 gehabt! Dann hätten wir erfahren, dass – etwas Fett an die Wellen geschmiert – das Problem für den Rest der Fahrt beseitigt hätte. So hat die Unerfahrenheit und die Nervosität uns ein unerwartetes erstes Abenteuer beschert.

Dieser und die nachfolgenden Artikel von Hermann Hülder sind in 2010 zuerst in der Wattenscheider Lokalausgabe der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" erschienen und wurden mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und des Autors bei VW-Bulli.de veröffentlicht.

Hermann Hülder