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Mit dem Bulli in Montenegro, Kroatien und Albanien

Juni 2004: Endlich ist es warm geworden. Wir haben nach unserer Fahrt mit dem Bulli durch Ostbayern, Österreich und Slowenien und das innere Kroatiens endlich die Küste erreicht.

 ©Hermann Hülder

Wir schwimmen in der Adria bei Peresten und genießen die Sonne, während der Bulli oben über dem Strand auf uns wartet. Er soll uns dorthin bringen, wo wir im Sommer 2000 nicht hinkonnten, da die Politik noch Visa verlangte. Nun endlich zu neuen Ufern. Die Grenze Kroatiens zu Montenegro liegt vor uns. Hier mussten wir im Sommer 2000 noch umkehren. Nun werden wir durchgewunken.

Montenegro ist auf dem Weg in die Unabhängigkeit, aber doch noch autonome jugoslawische Provinz. Der neue Staat nennt sich für wenige Jahre Serbien-Montenegro. In Zelenika übernachten wir auf dem Campingplatz. Ein Paar aus Sachsen, mit dem Wartburg unterwegs, erzählt uns von seinen Reisen. Sie wollen auch über Albanien nach Griechenland. Zwei junge Serben bitten uns auf Englisch um etwas Kaffee, den wir gerne für uns alle aufgießen. Am Morgen bedanken sie sich mit einem Hut.

Wir besuchen das schöne Städtchen Herceg Novi. Schattige Gassen und schöne Cafés erwarten uns dort. Alles ganz aus weißen Steinen. Dort bekomme ich den SCG-Aufkleber für Srbska Crna Gora (Serbien-Monte-Negro), den ich wie immer an die hintere linke Seitenscheibe klebe. Wir umfahren den schönen Kotor-See mit schläfrigen sonnendurchfluteten Dörfern auf der einen und schattigen Orten auf der anderen Seite, besuchen schließlich Kotor selbst, dessen Stadtmauern weit über die Stadt hinaus bis auf die Berge gehen.

Mit Budva erreichen wir ein Adria-Highlight. Auf der vollständig erhaltenen Stadtmauer umrundet man das hübsche Städtchen mit seinen schmalen Gassen und weiten Plätzen. An der Strandseite reihen sich bunte Sonnenschirme. Wir verduseln so schön gemütlich Stunden in der Hollywoodschaukel eines Cafés.

Im Süden des kleinen Landes suchen wir die Grenze nach Albanien. Das bis vor kurzem noch verschlossene Land der Skipetaren, der Söhne des Adlers, ist unser nächstes Ziel. Es geht über aufgelassene Industrieareale, Straßen ohne Namen. Nirgends ein Wegweiser. Auf die Frage "Albania?" winkt man uns geradeaus.

Der Weg wird nun von Sumpf begleitet. Es erscheint der Skutari-See. "Zona kufitare" grüßt uns auf Albanisch das Grenzgebiet. Zunächst bedeutet uns die Grenzpolizistin in die leere Desinfektionsgrube und kassiert zwei Euro. Am Abfertigungsgebäude geht’s entspannt zu. Ein weiterer Polizist schaut nur kurz in die Pässe und gibt uns dann Tipps für die Reise durch sein Land.

Unsere ADAC-Karte, für die Albanien sowas wie Terra Incognita ist, weist gerade mal zwei Straßen durch das Land auf. Er malt uns weitere hinein und versieht die einzelnen Routen mit Vermerken aus Symbolen und Kilometerangaben, die gute und schlechte Straßenzustände sowie Baustellen bezeichnen. Beim Zoll zahle ich die Gebühr von 20 Euro.

Als wir wegfahren wollen, ruft mich der erste Polizist noch einmal. Auf Englisch sagt er, jemand habe versucht seinen Kollegen beim Zoll zu bestechen und ihm trotz Ablehnung eine Flasche Wein dagelassen. Ob wir ihn haben möchten. So bekommen wir montenegrinischen Wein an der albanischen Grenze geschenkt und fahren ganz trunken vor Freude über dieses herzliche Willkommen ins Land.

Shkoder erreichen wir über eine schattige Allee. Auf breiten Bürgersteigen stehen Stühle der Cafés und Karren der Käufer zuweilen mit blutigen Schaffellen. Ich male ein AL im Oval in den Staub und bekomme einen Albanien-Aufkleber für die Scheibe. Auf der anderen Seite der Straße erstehen wir eine Gaslaterne.

Das geht alles mit Zeichen. Niemand versteht eine uns bekannte Sprache. Uns kommt es so vor, als sähe man die allerersten Euros in dieser Stadt. Eilig werden Blechdosen nach Einnahme unseres Geldes für die vielen Münzen und Scheine, die noch kommen, bereitgemacht.

Dieser und die nachfolgenden Artikel von Hermann Hülder sind in 2010 zuerst in der Wattenscheider Lokalausgabe der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" erschienen und wurden mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und des Autors bei VW-Bulli.de veröffentlicht.

Hermann Hülder