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Nacho, Claire und "Blue Doobie" unterwegs in den USA

Nacho und Claire reisen in ihrem T2 weiter durch den Süden der USA. In dieser Folge campen sie mit Nabelschweinen in Texas, fliehen vor Sandstürmen und erleben einige technische Probleme mit dem Bus.

 ©Nacho Schindler

Hallo Bullifreunde!

Nachdem wir in unserem Bulli gerammt worden waren, war das Fahren durch Louisiana in der Folgezeit nicht einfach. Das Wetter war furchtbar und auf den Straßen fühlte es sich gefährlich an mit all den großen Pick-ups und Trucks, die an uns vorbeirasten. Zudem gab es meist keinen Standstreifen, um besonders rücksichtslose Fahrer einfach vorbeizulassen.

In New Orleans jedoch hatten wir eine richtig tolle Zeit während des kältesten "Mardi Gras" seit Jahrhunderten. Wir trafen Verwandte und Freunde, schlossen neue Freundschaften, aber jedes Mal, wenn wir im Bulli fuhren, fühlten wir uns aus oben genannten Gründen recht unwohl.

Zur letzten Folge des Reiseberichts geht es hier.

 ©Nacho Schindler

Unser Bus, der "Blue Doobie", hatte zudem erneut Motorprobleme. Wir mussten ständig nachjustieren, es knallte und krachte regelmäßig. Am Ende überhitzte der Motor und wir mussten uns zur nächstgelegenen VW-Werkstatt namens Gerteis Motors in Shreveport abschleppen lassen.

Begrüßt wurden wir dort von Hans Gerteis, einem äußerst erfahrenen Mechaniker aus der Schweiz, der uns gleich ein gutes Gefühl vermittelte, dass wir in den richtigen Händen waren. Wir ließen denBulli übers Wochenende in seiner Werkstatt und blieben die Tage bei Freunden. Dort nahmen wir eine willkommene Auszeit vom schlechten Wetter und vom Fahren.

 ©Nacho Schindler

Am Montagnachmittag rief Gerteis schließlich an. Der Doobie war repariert und bereit für neue Abenteuer. Er fuhr mit dem Bulli eine Teststrecke auf dem Highway und gab uns einen guten Rat: "Besorgt Euch einen deutschen Vergaser und Verteiler!". Später besorgten wir uns diese Teile tatsächlich und der Unterschied war riesig - im positiven Sinne. Unterdessen zog sich der Polarwirbel langsam zurück, die Straßenverhältnisse waren aber immer noch nicht gut. Deshalb blieben wir noch eine Nacht bei unseren Freunden und starteten am nächsten Morgen mit neuer Hoffnung und ein bisschen Februarsonne.

Mit einem breiten Lächeln fuhren wir nach Texas. Wir sahen immer mehr typische "Western"-Dekorationen, Longhorn-Rinder und viel weite, offene Straßen. Leider dauerte es nicht lange bis der Motor wieder abstarb. Gerteis hatte uns aber Ersatzteile mitgegeben, sodass wir den Bulli am Straßenrand wieder zum Laufen brachten. Wir fuhren bewusst durch kleine Orte statt durch die großen Städte, wir übernachteten an Seen, in der Wüste und in Cowboy-Örtchen.

 ©Nacho Schindler

Texas ist ein riesiger Staat, das weiß man. Aber wenn man in einem alten Bulli durch Texas fährt, merkt man erst, WIE groß es ist. Es war eine unvergessliche Erfahrung. Die nur scheinbar lebensleere Wüste ist ein perfekter Ort, um Tiere zu beobachten, der Himmel ist weit und schön, die Landschaften einzigartig. Wir verbrachten die ganze Reise übrigens ohne Radio, und viele Leute verstehen nicht, wie wir so viel Zeit miteinander auf so engem Raum verbringen können. Wir mussten lediglich einen Ersatzkanister kaufen, viel, viel Wasser, und oft mussten wir mit unseren Jacken schlafen, da es nachts sehr kalt wurde.

Nach einer Woche kamen wir beim Big Bend Nationalpark an. Dort teilten wir uns unseren Schlafplatz mit Nabelschweinen und einem Road Runner. Wir wanderten um den Boquilla Canyon, schwammen im Rio Grande, trafen sehr nette Leute und machten eine sehr anstrengende 12-Meilen-Wanderung um das südliche Ufer des Chisos Basins. Es gab in den Nationalpark keine Duschen, doch selbst nach einer Woche fühlten wir uns nicht so als bräuchten wir eine, da wir jeden Tag im Fluss schwimmen konnten. Big Bend ist ein unglaublicher Ort, wo wir so lange wie möglich bleiben wollten. Jedoch zog ein Sturm auf, sodass wir aufbrachen und weiter nach Westen fuhren. Die Guadalupe-Berge mussten wir wegen der Wetterverhältnisse auslassen. Wir sagten Goodbye zu Texas und campten dann in Las Cruces, New Mexico. Dort musste nwir für einige Tage fast dauernd im Bulli bleiben, da ein Sandsturm wütete. Es war aber eigentlich eine gute Sache, denn so konnten wir uns einfach mal ausruhen und Dinge am Computer etc. erledigen.

 ©Nacho Schindler

Während unserer Zeit in New Mexico besuchten wir den White Sands Nationalpark, wir verbrachten eine Nacht bei dem ältesten Weingut von New Mexico, wir fuhren bis über die Schneegrenze in Gila Cliffs, wo unsere Bremsen fast Feuer fingen, wir aßen echtes mexikanisches Essen, und wir schlossen neue Freundschaften mit Leuten aus allen möglichen Gegenden.

Unser Bulli dachte wohl, wir hätten zu wenige Probleme: Der Auspuff fiel ab und er klang nun, als würde uns jemand mit einem Maschinengewehr verfolgen.

 ©Nacho Schindler

Auf einem solchen Trip einen alten Bulli zu fahren, bereitet jede Menge Spaß, es ist aber auch wirklich eine Herausforderung. Fast jeder Tag bringt eine neue Überraschung. Diese kann toll sein, schrecklich, oder irgendwas zwischendrin. Manchmal ist es auch anstrengend, aber wir lieben es. Es ist das Fahrzeug, für das wir uns entschieden haben. Und jetzt ist "Blue Doobie" Teil der Familie.

von Gerhard Mauerer