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1967er-T1 "Eve": Ein Vater-Sohn-Projekt

Mehrere Jahre suchte Alexander Gayer nach dem Traum-T1 für seinen Vater. Baujahr 1967 sollte er sein - so wie der Vater - und noch viele weitere Kriterien musste der Wunsch-T1 erfüllen. Seit 2017 besitzen die beiden den T1 "Eve". Die tolle Geschichte dazu erzählt Alexander hier.

Alex und Vater Sascha mit ihrer "Eve".

 ©Alexander Gayer

Hallo!

Gleichmal vorweg: Wenn's um VW Busse geht, neige ich dazu sehr weit auszuschweifen und höre nicht auf zu erzählen. Hier will ich aber versuchen mich kurz zu halten, versprechen kann ich es doch nicht.

Unser Bus ist ein VW T1 Typ251, Baujahr 1967 - 13 Fenster Deluxe mit Mitteldurchstieg, Farbe Seeblau/ Cumulusweiß, Auslieferungsort: San Francisco - ein echter Hippiebus!

Unser Blog über den T1 - ein Vater-Sohn-Projekt: https://austrosplit.com

Der Bus wurde 1967 nach San Francisco geliefert, dort gab es dann drei Vorbesitzer, von denen wir wissen.

Mark – Eve’s alter Besitzer aus USA.

 ©Privat

Wir, dass sind Sascha und ich, sein Sohn Alexander. Der letzte Besitzer in Amerika durfte den Bulli zirka 25 Jahre lang sein Eigentum nennen. Mit ihm sind wir heute noch in regelmäßigem Kontakt - er vermisst den Bus sehr. Wir haben erzählt bekommen, dass seine Langzeitpartnerin ihn noch nie weinen sah - noch nie bis zu dem Moment, als die Spedition kam und seine geliebte "Eve" abholte.

Er nannte den Bus Eve in Anlehnung an die Frau von John Muir - dem Autor des berühmten Reparaturleitfadens. Dieses besagte Buch war damals im Bus, als er das Fahrzeug Anfang der 90er Jahre kaufte - gemeinsam mit einem riesigen Survival-Messer und einem Sack voll mit altem Gemüse.

Außerdem haben wir dank ihm auch heute noch das "For Sale" Schild von damals, mit dem der Bus für 1000 US Dollar beworben wurde.

Seeblauer Originallack versteckte sich unter dem Grau.

 ©Alexander Gayer

Mark, der kalifornische Besitzer, verkaufte Eve dann an einen Bus-Fan aus Holland. Dieser hatte ursprünglich geplant, sich einen Samba zu kaufen - der Deal platzte und so entschloss er sich einen "Sparsamba" als Alternative zu erwerben. Nach einer kurzen Zeit wechselte Eve dann wieder den Besitzer - ein letztes Mal, als mein Vater den Bus kaufte und er nach Österreich geholt wurde.

Allein die Geschichte der Suche nach unserem Traumbus könnte ich ewig lange ausführen. Sie zog sich über knapp zwei Jahre, hatte Höhen und Tiefen. Mal waren wir kurz davor, einen Standard-Kombi aus Österreich zu kaufen, bevor der Verkäufer wieder absprang. Wir suchten im In- und Ausland, in allen Netzwerken, Foren und auf sämtlichen Plattformen.

Eve in ihrer US-Heimat.

 ©Privat

Da ich mich schon jahrelang für luftgekühlte VW Busse interessierte, war ich mittlerweile ziemlich gut vernetzt in einschlägigen Fachgruppen und Foren von Amerika über Norwegen bis Australien.

Über eine von mir erstellte Fan-Seite half ich einmal einem Engländer, einen 2500 Kilometer entfernten Schrotthaufen aus dem schwedischen Moos zu ziehen. Es handelte sich dabei um einen Barndoor Kastenwagen, welcher nur sieben Chassis-Nummern auseinander von seinem zweiten Bus ist.

Und so ergaben sich in den zwei Jahren allerlei Möglichkeiten. Doch mein Vater machte es mir immer schwerer. Anfangs war nur 1967 die Vorgabe - sein Geburtsjahr. Bald folgten aber auch Kriterien wie 13 Fenster, Deluxe, Mitteldurchstieg sowie möglichst seeblau und natürlich im Idealfall noch gebaut im Mai 1967 - so wie er.

 ©Privat

Ich denke, insgesamt habe ich überhaupt nur fünf solcher Busse zum Verkauf gefunden. Zwischendurch mussten wir unsere Suche aufgrund anderer finanzieller Ausgaben pausieren - Sascha war sehr zerknirscht deswegen, hatte sich schon sehr auf seinen eigenen T1 gefreut.

Just in dieser Pause entdeckte ich dann Eve... und dachte mir, dass ich ihm diesen Bus nun nicht zeigen kann. Das würde er nicht verkraften. Das war im Januar 2017. So geschah es, dass dieser Bus wieder in Vergessenheit geriet und wir die Suche erst im Sommer wieder fortsetzten.

Da schrieben wir dann mit einem Holländer. Einem Holländer, der einen Bus verkaufte, der genau Papas strengen Anforderungen entsprach - bis auf die Tatsache dass er unten grau übermalt war. Ich dachte mir nichts weiter dabei. Der Holländer entschloss sich dann doch den Bus für seine Kinder als Wertanlage zu behalten und so vergaß ich ihn wieder.

Das Blau leuchtet wieder.

 ©Alexander Gayer

Im Oktober ergab es sich dann, dass wir einen ähnlichen Bus in Hengelo, NL, besichtigten. Wir fuhren den ganzen Samstag mit dem Auto durch - von Wien. Es wurde vor Ort übernachtet und am Sonntagmorgen besichtigt, bevor es wieder den ganzen Tag lang mit dem Auto retour ging.

Mein Vater war begeistert von dem gelben Bus, auch der Verkäufer bemerkte sichtlich die Herzchen in seinen Augen... Ich hatte es nicht leicht... Zum Glück konnte ich ihm diesen Bus aber ausreden. Leicht tiefergelegt und eine seltsame japanische Restauration, wie sich vor Ort herausstellte.

Es war Schicksal, denn vier Tage später an einem Donnerstagmorgen erhielten wir wieder Post vom damaligen Eve-Besitzer aus NL. Er hatte es sich nun überlegt und würde Eve verkaufen, weil er die Chance auf einen US-Samba erhalten hatte.

Erstes Foto von Sascha mit dem Bus, November 2017.

 ©Alexander Gayer

Sofort telefonierten wir und vereinbarten eine Besichtigung am selben Wochenende. Also hieß es wieder - ab nach Holland, diesmal bis nach Amsterdam. In Summe waren das zwei aufeinanderfolgende Wochenenden mit rund 4600 Kilometern - alles im 30 Jahre alten BMW 325 E30 - nur Vater und Sohn, genial!

So wurde Eve gekauft und wir erhielten sie im November 2017 in Wien. Wir sind äußerst froh über den Kontakt mit Mark auf Kalifornien. Laufend entdecken wir Details am Bus - und zu jedem einzelnen hat er eine Geschichte parat.

Sei es eine Delle, verursacht vom Zeitungsausträger, weshalb er nun sein Leben lang gratis Zeitungen erhält... Oder Geschichten und Fotos davon, wie sie den Bus 2009 nach Maui, Hawaii, verschifften, um dort für ein paar Monate zu campen.

April 2018 - Vater & Sohn-Projekt, Motorausbau.

 ©Alexander Gayer

Per Zufall entdecke ich auch immer wieder Fotos von Eve, die Mark selbst noch nicht kannte. Wie etwa von unserem T1 auf der Ratfink Reunion 2014 in Manti, Utah.

Schließlich wurde der Bus im Winter 2017 in die Garage gestellt und erst im März 2018 wieder herausgeholt.

Seitdem haben wir den Bus zerlegt, rostige Bleche ersetzt und bereits wieder lackiert. Leider ist die Garage sehr klein, weshalb wir Schönwetter- & Bordsteinschrauber sind...

 ©Alexander Gayer

Im Winter stand nun der Innenraum des Busses an, die Erneuerung der Fensterrahmen der Vordertüren, das Abschleifen und Lackieren der Stoßstangen und das Überholen des Motors.

Die Liste wird eher länger als kürzer, doch wir haben Freude daran und blicken vorwärts.

Nun, ich denke das reicht soweit erst mal. Ich könnte natürlich noch weiter ausholen und erzählen, wieso sich mein Vater so geärgert hat, als ich ihm ein paar Auto-Reste in unserem Garten gezeigt habe - oder wieso die Kinder aus der Nachbarschaft in Kalifornien den Blackplate-Survivor T1 "Cloud-Bus" nannten... aber ich denke das reicht vorerst.

Weitere Bilder und Infos gibts auf austrosplit.com sowie auf der zugehörigen Facebook-Seite oder im Restaurations-Thread im TheSamba-Forum.

von Gerhard Mauerer