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Bayerisch-polnischer T4-Verfeinerer

VW-Bulli.de-Leser Roman Wasilewski ist glühender T4-Fan und hat sich zuletzt zwei T4 zu Reisemobilen ausgebaut. Wasilewski, in Warschau geboren, lebt in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, ist im Autohandel tätig und betreibt nebenher ein kleines Reisebüro. Hier erzählt er über sich und die Umbauten.

Roman Wasilewski mit einem seiner T4. ©Roman Wasilewski

Hallo liebe Bulli-Freunde, geboren wurde ich vor 45 Jahren in Warschau. Mein halbes Leben habe ich in Deutschland verbracht, die letzten und auch schönsten Jahre in meiner Wahlheimat Bayern, genauer gesagt in Krün in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen.

Hier kann ich endlich meine Sehnsüchte nach Natur, Sport und Unabhängigkeit verwirklichen. Meine selbständige Arbeit im Außendienst und die freie Zeiteinteilung erlaubt es meiner Frau und mir noch zusätzlich, eine kleines Reisebüro (www.derwanderweg.de) zu führen. Damit versuchen wir seit fünf Jahren, Urlaubsgäste aus Polen für unsere traumhafte Gegend zu begeistern. Es wäre schön, wenn wir eines Tages davon Leben könnten. Um diesem Ziel näher zu kommen, arbeiten wir zur Zeit an einem "Reiseführer Südbayern" in polnischer Sprache.

Die „Substanz“ – VW T4 2,4d, Bj.12.93, 78 TKM, lückenloses Scheckheft, war mehr in der Garage als in den Händen der Handwerker. Gepflegt, guter Lack, der Motor riecht noch nach „neu“. Eine ideale Ausgangsituation. ©Roman Wasilewski

Und der VW Bus?

Letzten Sommer haben wir beschlossen, ein paar Tage in Italien zu verbringen. Mit unserem damaligen Traumwagen Citröen XM schwebten wir also (Hydraulik-Fahrwerk - ein Traum!) Richtung Venedig, in der Hoffnung romantische Augenblicke im Land der phantastischen Sehenswürdigkeiten und der besten Küche Europas zu verbringen.

Unsere Träume wurden erfüllt bis auf... die Unterkünfte! Schäbig, teuer, ungemütlich und unpersönlich. Lichtjahre davon entfernt, was wir unseren Gästen in unserem Heimatdorf Krün anbieten können.

Nach langem Inspizieren doch noch gefunden – Roststellen. Fachmännisch behoben, Unterboden versiegelt. ©Roman Wasilewski

Nun, nach der Rückkehr beschlossen wir daher, ein eigenes Zuhause mit in den Urlaub zu nehmen. Klein, handlich, unauffällig und bitte ohne Kunstrasen oder Satellitenschüssel auf dem Dach.

Kurz gesagt: ein T4 musste her. Da war dann noch die Sache mit dem Preis für California und Co. Da ich ja im Autohandel tätig bin, habe ich mir den sogenannten "Baujahrfetischismus" abgewöhnt. Zustand, Kilometer, Pflege - nur das zählt wirklich.

Der erste war ein 2,4 d , Bj.98, 130 TKM, Scheckheft lückenlos, von keinem Handwerker angefasst (es wäre schön, wenn wir mehr Handwerkerinnen hätten). Natürlich ein Trapo und natürlich selber ausgebaut mit einem 1,50 X 1,90 m großen bequemen Bett. Der California ist in dieser Hinsicht (Betthinsicht meine ich) wirklich nur etwas für seeehr frisch verliebte - einfach zu eng.

Der Innenraum gehört isoliert ... ©Roman Wasilewski

Wir waren mit dem Auto dann noch zwei Mal in Italien, diesmal wirklich glücklich. Im Herbst kam das Auto in mobile.de zum Verkauf uns fand schnell einen netten Käufer.

"Die Kiste gefällt mir, ein netter Ausbau, sind die Plüschtiere auch dabei?" Na ja, wir hatten da noch zwei Teddys auf dem Foto bei mobile.de. Das Auto wurde verkauft, mit zwei Teddys in Lederhosen.

Am nächsten Tag fand ich im Internet einen Trapo 2,4d von 93 mit Fenstern und 78 TKM. Natürlich volles Scheckheft und kein Rost! Auch dieser Bus wurde ausgebaut. Diesmal aber richtig und viel sinnvoller als der erste. Den Ausbau dieses T4 habe ich mit Fotos dokumentiert, Ihr könnt sie Euch hier ansehen:

 ©Roman Wasilewski

Es war viel Arbeit, danach gab es zur Belohnung einen schönen Urlaub.

Jetzt will ich ihn wieder verkaufen, aber die Leute haben irgendwie Angst vor dem Baujahr. Dabei ist das Auto besser in Schuss als die meisten 98 und 99er!

Ach, ich habe vergessen zu erwähnen, den dritten Bus habe ich schon gekauft. TDI, Baujahr 2002, Standheizung, Klima, erste Sahne...

 ©Roman Wasilewski

Wenn es sein muss, behalte ich halt beide. Irgendwie fällt es mir ohnehin schwer mich von dem Roten zu trennen. Und ganz bestimmt nicht zu einem Preis von einem ausgelutschten Trapo mit 350 TKM auf dem Tacho.

Ist schon eine geniale Erfindung, der Transporter. Mein Urgroßvater baute Uhren und ich baue einfach kleine Häuschen - so wie es MIR gefällt.

 ©Roman Wasilewski

Und hier noch einige Details zum Umbau:

Die Karosserie hatte ich aufgefrischt, ein paar schwarze Akzente und bloß keine WoMo-Aufbauten wie Fahrradträger, komische Gardinchen oder Sonnenschutzrollos.

Die Originalwände wurden mit 2 cm Schaumstoff beklebt und anschließend mit Plüsch bezogen. Die VW-Klipse habe ich in Wagenfarbe lackiert.Sämtliche Einbauten sollten so leicht wie möglich sein. Keine Kästen sondern filigrane Stellagen die genügend Stabilität bieten.

Zusammenspiel von Alu und Holz: Ich habe versucht, die Stärke der nicht tragenden Elemente extrem zu reduzieren. Die Schubladen und Seitenwände wurden aus 4-6 mm starken Platten zugeschnitten und lackiert. Es hält! 20 TKM teils heftige Strecken in Frankreich und Spanien – alles blieb an seiner Stelle.

 ©Roman Wasilewski

Unterm Bett befinden sich 2 große (ca. 90 X 70 X 30 cm) Schubladen – das Reisegepäck von 2 Personen und Bettwäsche finden dort genügend Platz.

Es lebe der Hubtisch und kugelgelarte Schienen auf Rollen!

Drehsitze? Nein, danke. Durch Umlegen von der 2er-Rückenlehne ensteht ein zusätzlicher Raum, und davon gibt es ja nie genug in einem T4. Ich habe absichtlich auf Seitenbebaung verzichtet. Sämtliche Aufbauten erreichen lediglich die untere Fensterkante (Raum, Raum !). Dadurch ein breites, bequemes Bett (nur 3 teilig) und schöne Aussichten rundum.

 ©Roman Wasilewski

Die Küche in einem T4 gehört meiner Ansicht nach nicht in den Innenraum, vor allem, wenn man so gerne kocht wie ich.

Die Isolierung besteht aus Luftpolster-Alu-Folie. Das Material hat sehr gute Thermo-Eigenschaften, ist ziemlich steif und robust. Da der Transporter keine Kunstoffverkleidungen auf den Säulen hat (Gott sei Dank, so wird der Innenraum bunter) konnte ich seine magnetischen Eigenschaften nutzen. In die Folien habe ich ultra starke neodyn – Magnete eingeschweißt – die komplette Verdunklung des Fahrzeuges dauert 30 Sekunden, zack, zack !

Und: Hauptsache unauffällig! Dieses Fahrzeug fällt niemandem auf, auch nicht in der Innenstadt von Rom oder Paris. Nein, wir campen nicht, wir fahren einen Kombi.

Viele Grüße an alle, Roman

Roman Wasilewski/ Gerhard Mauerer