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Parrot Asteroid - Multimediales Freisprechwunder mit Internetanbindung

Der Technikfortschritt ist unaufhaltsam und längst ist auch das Internet im Auto angekommen. Nicht nur über die noch raren Festinstallationen der Premiumhersteller gelingt mittlerweile der Emailcheck problemlos auf dem Rastplatz. Auch Smartphone & Co. tragen dazu bei, dass der Mensch dauerhaft auch im Bulli online sein kann. Parrot nutzt den Trend und verknüpft seine Freisprecheinrichtungen nun ebenfalls mit Onlineanwendungen. Wir haben uns die neue Asteroid-Reihe angeschaut.

Bereits vor etwa zwei Jahren startete das Unternehmen einen Versuch, mit einem Autoradio und dem Betriebssystem Android die Wegrichtung auf diesem Gebiet vorzugeben. Wirklich durchsetzen konnte sich das Asteroid Classic nicht. Mit eigens entwickelten Apps sollte der multimediale Umfang des Gerätes ausgeweitet werden, was aufgrund von vielen Problemen nicht gelang. Nun startet Parrot einen zweiten Versuch und vervierfacht die Anzahl seiner Asteroid-Produkte. Während das 1-DIN-Autoradio Classic in überarbeiteter Form weiterhin erhältlich ist, stoßen nun mit dem 2-DIN-Gerät Smart, dem Tablet sowie dem Asteroid-Mini drei weitere Varianten hinzu. Wir haben uns das Asteroid-Mini genauer angesehen, kommt es doch den bekannten und herkömmlichen Freisprecheinrichtungen am nächsten. Zu verstehen ist das Asteroid-Mini als Multimediasystem inklusive Freisprecheinrichtung, das ergänzend zur vorhandenen Audioanlage des Fahrzeuges eingebaut werden kann. Wie bei bereits bekannten Freisprechsystemen von Parrot behält der Fahrer den Überblick über sämtliche Funktionen mit Hilfe eines kleinen Bildschirmes, die Bedienung erfolgt mittels einer kleinen Design-Fernbedienung, die sowohl kabellos als auch verdrahtet benutzt werden kann, und über drei USB-Anschlüsse kann das Gerät mit einer Vielzahl an Daten oder anderer Technik wie etwa einem Internetstick oder einer GPS-Maus gefüllt werden.

Das Betriebssystem des kleinen unscheinbaren Kästchens ist weiterhin die von diversen Smartphones bekannte Androidplattform, auf der die speziell auf die Anwendung im Fahrzeug abgestimmten Apps laufen. Navigation, freie Parkplätze, Internetmusik oder auch Wetterdaten sollen so einfach über den kleinen Bildschirm abrufbar sein. Den Einbau ins Fahrzeug, in unserem Fall ein T5 Multivan der ersten Generation, überlassen wir wie immer unserem Spezialisten Sönke Sell von der Firma ATS in Kiel. Es ist anzuraten, den Einbau bei einem versierten Fachhändler durchführen zu lassen. Zwar hält die Firma Parrot eine Vielzahl an Adaptern für den einfachen Einbau ins eigene Fahrzeug bereit, aber aufgrund der Größe, die die Steuerboxen bereits heute erreicht haben und Kabelwege innerhalb des Armaturenbrettes kann der Laie beim Einbau schon schnell an seine Grenzen stoßen.

Im Fall des T5 finden wir ein passendes freies Plätzchen für die von Parrot als ebox bezeichnete Steuereinheit in den Tiefen der Mittelkonsole. Die wuchtigen Abmessungen von etwa zwei Schachteln Zigaretten lassen dem Gerät im Bereich des Radioschachtes keinen Platz. Der ideale Ort zur Montage des Bildschirmes ist, wie auch im Falle der herkömmlichen Freisprecheinrichtungen, der serienmäßige Telefonhalter im T5. Hier lässt sich das Bildschirmkabel einfach verlegen, sowie mittels Klebepad die Halterung schnell anbringen. Der Clou der mitgelieferten formschönen Fernbedienung ist die Entscheidungsfreiheit, diese sowohl mit Batterie kabellos als auch direkt angeschlossen und damit sogar beleuchtet zu betreiben. Selbst wenn man sich wie wir für die kabelgebundene Variante entscheidet, ist es trotzdem möglich, die Fernbedienung aus ihrer Halterung zu entfernen und kabellos zu benutzen. Das pfiffige Befestigungssystem macht es möglich.

Das Doppelmikrofon, dass auch bei den herkömmlichen Freisprecheinrichtungen zur Anwendung kommt, wird wie vorgeschlagen über dem Innenspiegel montiert und auch die USB-Kabel, die zur Aufnahme von Musik-, Internetstick und Ipod dienen sollen, finden ihren Platz im dafür prädestinierten Handschuhfach. Von den drei USB-Plätzen führen wir jedoch lediglich zwei Anschlüsse heraus. Der dritte Anschluss bleibt reserviert für die im Lieferumfang enthaltene GPS-Maus. Mit ihrer Hilfe sind unter anderem Navigationsanwendungen möglich.

Vorbereitungen

Nach erfolgreicher Installation, für die in etwa 2-3 Stunden angesetzt werden sollten, können wir den kleinen Wunderkasten in Betrieb nehmen. Der 3,2“ Bildschirm beeindruckt schon während des Startsymbols mit seiner Brillianz und heißt uns Willkommen. Klar und deutlich sind die Informationen auch bei Sonnenlicht ablesbar. Mittels großem Drehrad auf der Fernbedienung können wir durch die übersichtlichen Menüs navigieren. Nicht alles erschließt sich dem versierten Benutzer auf Anhieb, aber nach etwas Eingewöhnungszeit ist die Struktur und die Bedienung leicht zu verstehen.

Es wird angeraten, als erstes die aktuellste Software auf das Asteroid Mini zu spielen. Mit einem USB-Stick und der richtigen Datei, heruntergeladen von der Herstellerhomepage, stellt das auch kein großes Problem dar. Zur weiteren Vorbereitung gehört es, sich bei Parrot auf dem sogenannten Asteroidmarket zu registrieren. Ohne diese Registrierung ist es nicht möglich, die verschiedenen Apps auf dem Mini zu installieren. Auch diese Anmeldung erfolgt ohne Schwierigkeiten, ist sie doch ausreichend online erläutert. Das dort vergebene Passwort sowie der gewählte Benutzername wird auf dem Asteroid Mini ebenfalls eingegeben, somit der Zugang freigeschaltet und gleichzeitig mit dem Gerät verknüpft. Das ist insofern wichtig, als es für die drei verschiedenen Geräte der Asteroid-Reihe auch verschiedene Apps gibt.

Die Telefonfunktion

Die wichtigste Funktion einer Freisprecheinrichtung ist natürlich die Benutzung des Telefons während der Fahrt. Obwohl das Asteroid Mini keine Freisprecheinrichtung im herkömmlichen Sinn mehr ist, fehlt es an nichts, was das Telefonieren im Auto angenehm macht. Die Einbindung des Handys funktioniert per Bluetooth auf Anhieb. Im Dual Mode wäre sogar noch die Einbindung eines zweiten Gerätes gleichzeitig möglich. Zehn verschiedene Geräte dürfen es insgesamt sein, die das Mini in seine Datenbank aufnehmen kann sowie bis zu 5000 Kontakte pro Telefon und 50.000 Kontakte insgesamt. Da sollte jeder Freundeskreis und die dienstlichen Kontakte unterzubringen sein. Die Verständigung ist Parrot-typisch glasklar und auch die Steuerung sämtlicher Funktionen per Stimme ohne vorheriges Anlernen klappt einwandfrei. Auch das Mini selbst führt mit eigener Stimme durch die Funktionen.

Hinsichtlich der Freisprechfunktionen gibt es sicherlich nur noch sehr wenig zu verbessern. Uns ist wie auch schon in den Testberichten zuvor nichts aufgefallen. Hier funktioniert tatsächlich alles so wie man es als Kunde erwartet: Auspacken, anschließen – läuft!

Die Audiofunktionen

Wie schon beim kleineren Bruder, der Freisprecheinrichtung Mki9200, sorgen die USB-Buchsen für zusätzliche Anschlussmöglichkeiten in Sachen Musik. Nicht jedes Serienradio besitzt heute schon diese Möglichkeit und da CDs nicht nur im Alltag sondern auch im Auto langsam aber sicher ihre Bedeutung verlieren, schafft man sich so die Möglichkeit, die persönliche Musiksammlung auf der langen Urlaubsfahrt mit dem handlichen USB-Stick zu transportieren und abzuspielen. Zusätzlich liefert Parrot noch ein Adapter für Nutzung eines Ipods direkt mit und auch der Bildschirm bietet mit einem SD-Cardslot noch eine weitere Variante, Musik und Daten in das Gerät zu bringen. Natürlich kann auch Bluetooth und ein Line In-Eingang für die Musikfütterung benutzt werden. Neu gegenüber den kleineren Freisprecheinrichtungen ist bei den Asteroidgeräten die Möglichkeit, nun auch per Stimme die Musik auszuwählen. Ein Tastendruck an der Fernbedienung und den gewünschten Bandnamen nach dem Piepston gesprochen, schon listet das Mini alles auf, was sich auf den angeschlossenen Musikquellen passend finden lässt. Ewig langes Scrollen in unübersichtlichen Ordnerstrukturen auf winzigen Bildschirmchen gehört damit zur Vergangenheit an. Das Asteroid Mini kann mit MP3, WMA, AAC und WAV umgehen und sollte somit in Sachen Musiksammlung im Auto kein Hindernis darstellen.

Auch die Einstellmöglichkeiten in Sachen Audio hat Parrot überarbeitet und erweitert. Equalizer, Fader und virtueller Superbass 2 sind in solchen kleinen Geräten vielleicht nichts für den Highend-Liebhaber, dennoch sind wir erstaunt, was aus dem Kästchen für ein Klang in den Bus gezaubert werden kann. Der verwendete MOSFET-Verstärker bietet 4x40 Watt mit zwei Ausgängen und einem Eingang.

Die angezeigten Informationen in den verschiedenen Menüs sind jedoch aus unserer Sicht noch überarbeitungswürdig. Warum während des normalen Radiobetriebes genau diese Information im Display des Parrot steht, leuchtet uns nicht ein. Während die herkömmlichen Freisprecheinrichtungen in diesem Fall Informationen zum Handy und die Uhrzeit, eventuell sogar noch ein Hintergrundbild bieten, sehen wir beim Asteroid Mini lediglich die Quellenangabe „Autoradio“. Einer der weniger Punkte, die es zu bemängeln gibt.

Die Internetfunktionen

Wer sich unter dem Stichwort Android-App und Market ein ähnlich umfangreiches Sortiment wie bei dem bekannten Google-Pendant für Smartphone und Tablet vorstellt, der sei an dieser Stelle etwas gebremst. Momentan gibt es im Asteroidmarket etwa 30 verschiedene Apps, von denen nicht ganz die Hälfte für das Asteroid Mini verwendbar sind. Diese beschränken sich zurzeit in Deutschland auf Navigationsanwendungen, das Internetradio sowie Fahrassistenten hinsichtlich einer günstigen Tankmöglichkeit oder dem Wetterdienst, alle in einer kostenlosen Version. Sinn oder Unsinn bleibt mit sich selbst zu klären. Die Möglichkeit einer schnellen Parkplatzsuche oder der nächsten günstigen Tankstellenermittlung ist aus unserer Sicht jedoch eindeutig hilfreich, auch wenn eben vieles noch in sprichwörtlichen Kinderschuhen steckt. Die Funktionen sind jedoch bereits ohne Probleme nutzbar. Die Einschränkung der Nutzbarkeit einiger Apps ist auf die Größe des Bildschirmes zurückzuführen. Während auf dem 6,2“ Display des Asteroid-Smart oder dem 5“-Bildschirm des Tablets natürlich mehr und größer dargestellt werden kann, ist das Asteroid Mini nicht für jede Anwendung nutzbar. Der Onlinezugang erfolgt entweder über einen 3G/4G-Surfstick an einer der USB-Buchsen oder auch per Smartphone direkt über USB angeschlossen oder Bluetooth. 

Es bleibt abzuwarten, in wie weit sich der Asteroidmarket entwickelt und erweitert. Parrot gestaltet diesen offen und gibt so auch anderen Entwicklern, die Möglichkeit an dessen Gestaltung und dem Erstellen neuer Apps mitzuwirken. Sicherlich ein richtiger Schritt, um schnellstmöglich eine Vielzahl an sinnvollen Ergänzungen zu etabliere

Fazit

Hinsichtlich der Freisprechfunktionen gibt es bei Parrot kaum noch etwas zu verbessern. Auch das Asteroid-Mini bietet in gewohnt perfekter Qualität die Möglichkeit, gesetzeskonform und technisch ausgereift in einem Auto während der Fahrt zu telefonieren. Ebenso stellt sich mittlerweile der Audioteil der Parrotgeräte dar. Durch die Erweiterung der Stimmsteuerung ist es noch einfacher geworden, die über zahlreiche Anschlussmöglichkeiten zur Verfügung stehende Musiksammlung zu steuern ohne den Überblick im Straßenverkehr zu verlieren. Auch klanglich haben wir am Asteroid Mini nichts auszusetzen. Wer auf der Suche nach einer Freisprecheinrichtung oder auch der Erweiterung seines vorhandenen Audiosystems durch zusätzliche Anschlussmöglichkeiten ist, dem sei der Blick in Richtung Parrot Asteroid nahegelegt. Ob es letztendlich das kleine Mini sein soll oder das etwas größere Tablet, ist Geschmackssache. Auch das 2-DIN Gerät Asteroid Smart ist sicher eine Überlegung wert, bedeutet dieses Gerät allerdings den Austausch des im Fahrzeug vorhandenen Radios oder Navigationsystems, während seine beiden kleineren Mitspieler als Erweiterung der vorhandene Anlage gedacht sind.

Die multimediale Erweiterung mit Apps und Onlinezugang war die logische Konsequenz der Weiterentwicklung der bereits auf dem Markt etablierten Komplettsysteme für Telefon und Musik, wie etwa dem Mki9200. Der Anfang war mit dem Asteroid Classic bereits vor zwei Jahren gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass die gute Idee mit den drei neuen Asteroid-Geräten besser fortgeführt wird. Mit dem Asteroid Mini kann man aus unserer Sicht momentan nichts falsch machen und sich entspannt zurücklehnen, denn auch schon im jetzigen Format gibt es von VW-Bulli.de eindeutig den Daumen hoch.

Patrick Kühl / Fotos: Patrick Kühl / Parrot