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Balkan-Reise im T3 Teil 5

Karl-Ewald Kirschner (Bj. 51) und Slobodan "Dane" Kapevski (Bj. 1957) unternahmen im Sommer 2008 eine ausgedehnte Balkanreise mit einem T3. Dane wollte seine alte Heimat Mazedonien wiedersehen und Karl-Ewald kam mit, weil ihn eine Reise in diese Region schon immer gereizt hatte. In diesem Teil des Berichts heißt es Abschied nehmen von der Insel Hvar und es geht weiter die Küste entlang Richtung Norden.

Die schöne Bucht. ©Karl-Ewald Kirschner

Dienstag, 19. August 2008

Dieser Tag begann für mich eigentlich gar nicht so schön. Kein Frühstück. Fremde Leute abgeholt. Keine Info, was geplant ist, und dann auch noch auf die Landstraße über die Insel, von der ich gesagt hatte, die will ich nie wieder fahren.

Meine Stimmung war im Eimer. Über eine Stunde stressige Landstraße. Dann zweimal verfahren, dann meine geliebten 15% Steigung.

Aber dann! Eine Bucht wie aus dem Bilderbuch.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Eine Art Fjord. Rechts und links hundert Meter hohe Felsen, in der Mitte feiner Kiesstrand, türkisblaues Wasser, ein Segelboot, fünf andere Touristen.

Meine grüne Luftmatratze und ich erobern die Bucht und bleiben so lange im Wasser bis die Luft aus der Matratze raus ist. Leider dauert das nur zwanzig Minuten. Egal, was soll’s?

Ein älteres Ehepaar betreibt so etwas ähnliches wie eine Kneipe.

Zwei, drei Häuser sind dort, sonst nichts.

In der Höhle. ©Karl-Ewald Kirschner

Sonst nichts ist gut. Spiro machte mich auf eine Höhle aufmerksam. Ich mit ihm und meiner Canon Eos über Klippen und Felsen, halsbrecherisch mit Badelatschen auf in die Höhle.

Eingang vergittert. Scheißegal, wir finden ein Loch. In der Höhle komme ich mir vor wie ein Neandertaler. Kalt, muffig, Wandmalereien, Feuerstellen, dunkel. Es hätte mich nicht gewundert, wenn Fred Feuerstein hinter einem Felsen hervorgekrochen wäre.

Das typische Essen. ©Karl-Ewald Kirschner

Einziges Licht kommt vom Eingang und einem Kamin der nach oben führt. Groß wie eine Kirche aber trotzdem ein bisschen gruselig.

Ich weiß, diese Atmosphäre kann kein Foto wiedergeben. Ich mache natürlich trotzdem jede Menge Fotos.

Zurück, Abstieg aus der Hölle, sorry, Höhle. Ohne nennenswerte Blessuren gelungen.

Das typische Essen. ©Karl-Ewald Kirschner

Spiro erklärt mir seine nächste Aktion. Er wird für uns in einer Art Keller, Katakombe, wie er sagt, ein authentisches kroatisches Essen zubereiten.

Ganz simpel: Auf offener Feuerstelle trockenes Holz von Olivenbäumen zum Brennen und zum Glühen gebracht.

Paprika zerdrückt, und in einem Rost auf der Glut angebraten.

Cevapcici-Röllchen ebenfalls auf der Glut gebraten.

In einem großem Topf Zwiebeln, Knoblauch, Gewürze, Kräuter, Salz, Pfeffer mit dem Paprika und den Cevapcici mehrfach geschichtet und sofort servieren.

Fingerfood hmmmmmm !!

Gebadet, gesonnt, gegessen, getrunken, ein Kilo selbstgemachten Honig gekauft (1,30 Euro).

Meine Stimmung auf dem Höchstpunkt.

Mittwoch, 20. August 2008

Großer Abschiedstag von Jelsa.

Spiro hat uns eingeladen. Alles geheim. Zuerst bei ihm zuhause. Starter.

Danach in das beste Restaurant des Ortes. Tische aus meterdicken Steinplatten, Naturstein Wände, Kerzenlicht, Stofftischdecken, Stoffservietten. Natürlich kennt Ivonka, als Nachbarin, den Besitzer persönlich. Vorspeise: Gemischter Fischsalat mit allem was das Meer hier zu bieten hat. Hauptgericht: Gegrillte Tintenfische gefüllt mit einer Art Krabbencreme.

Zum Espresso und Aperitiv eine Kneipe weiter. Ich glaube ich muss nicht erwähnen, dass der Besitzer auch ein alter Freund von Dane ist.

Tolle Kneipe, halb Höhle, halb Dschungel, dunkel. Tolle Atmosphäre. Aber das größte in dieser Kneipe war die Live-Musik. Eine Sängerin mit original der Stimme von Joan Baez. Geile Musik, und mir zuliebe hat sie auch ein Lied in Englisch gesungen, nicht nur kroatisch.

Toller Abend.

In Starigrad. ©Karl-Ewald Kirschner

Donnerstag, 21. August 2008

Am Hafen von Spiro und Ivonka verabschiedet. Weiterfahrt nach Starigrad. Superausgebaute Küstenstraße.

Starigrad, palmengesäumte Uferpromenade. Sightseeing, Souvenirs, schöner Hafen, alte Schiffe.

Mittagessen mit Shrimps, Tintenfisch, Vino. Komisch, einige Lokale haben schon geschlossen. Nachsaison? Weiter in die Hauptstadt der Insel Hvar. Stadtbesichtigung, Dane und ich kaufen ein paar Souvenirs. Muschelketten, Postkarten etc.

In Starigrad. ©Karl-Ewald Kirschner

Weiter zum Fährhafen. Plötzlich merke ich, meine Geldbörse ist weg!!!! Geld, Ausweis, Bankkarte, AOK Karte etc. Situation rekonstruiert. Ich hatte das Portemonnaie das letzte Mal im Restaurant in Starigrad. 30 Kilometer zurück nach Starigrad. Der Kellner beteuert, dass er alle Tische dreimal gesäubert und nichts gefunden habe. Ich suche. An unserem Tisch, unter einem Kissen liegt meine Geldbörse. Schutzengel!

Wir übernachten in Starigrad auf dem Campingplatz. (10% ADAC Rabatt)

 ©Karl-Ewald Kirschner

Freitag, 22. August 2008

10 Uhr Aufstehen. Bulli packen, Camping bezahlen, weiter zur Fähre.

Vorher hatte ich noch mein obligatorisches Burek und Espresso, ohne Dane, im Hafen.

Fähre nach Split, zwei Personen, Bulli: 360 Kronen (44 Euro). Ungefähr drei Stunden Wartezeit. Alles ziemlich unspektakulär.

Ferryhafen halt.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Zufälle, an die ich so langsam nicht mehr glaub: Im Hafen kommt plötzlich Spiro mit einem großen Hallo auf uns zu. Er und seine Frau haben einen Platz auf der Fähre vor uns erhalten.

Großer Supermarkt mit einem dm Markt. Alle Artikel und Texte zu 90 Prozent in Deutsch.

Mittagessen an Bord. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden.

Split, Sightseeingtour, das volle Programm. Split ist für mich ähnlich wie Dubrovnik, natürlich nicht so konzentriert und spektakulär, aber schon sehr touristisch.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Samstag, 23. August 2008

Adriatische Küste.

Mittagessen in Kastel Novi.

Auf eine Empfehlung (Dane hat mal wieder jeden gefragt) ins Restaurant Sv. Jure, Konoba.

Mittelalterliches Gemäuer. Offener Kamin. Total historisches Ambiente, wenn da nicht mitten im Raum die elektronische Computerkasse gestanden hätte.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Auf meine Scherzfrage an die Kellnerin, warum sie mit Dane Schluss gemacht hätte, fangen die beiden erst so richtig an zu schmusen. Niedlich!?

Wir sind die einzigen Gäste. Das Essen wird für uns vor unseren Augen frisch auf dem offenen Feuer zubereitet. Wie immer: Fisch, vorher selbst ausgesucht, Tintenfisch, Langusten. Monika würde sagen: „Kööstlich!“

Der Preis, den wir dann aber zahlen mussten, der war nicht so köstlich.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Noch ein Rezept von der Köchin des Restaurants.

Dalmatinische Fischsuppe, Brujet:

1kg Zwiebeln in Ringe scheiden. Zwiebelringe zusammen mit gehackter Petersilie und viel Knoblauch in Olivenöl dünsten. 1kg gehackte Tomaten und ein Löffel Tomatenmark hinzufügen. Dünsten bis die Soße dick wird.

1 Kilo Fisch, in Stücke geschnitten hinzufügen. Weiter ein bisschen dünsten. Danach mit Weißwein auffüllen, so dass der Fisch zugedeckt ist. 1 dl Weinessig hinzufügen.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Weiterkochen, bis dass der Fisch weich wird und die Soße dicker wird.

Zum Schluss noch eine Handvoll Kapern, eine gehackte Schalotte und etwas scharfe Paprika hinzufügen. Danach alles etwas ruhen lassen. Als Beilage Polenta servieren. Guten Appetit.

Nächster Stop: Ort Marina. Marina für Luxusjachten. Übernachten am Turm.

Nobelrestaurant im Turm. Für Dane kein Problem auch da mit nacktem Oberkörper rein zu latschen.

Gott sei Dank Nachsaison, das Restaurant ist kaum besucht. Irre, mittelalterliche Räumlichkeiten. Aber super Wlan Empfang.

Wir pennen mal wieder im Bulli.

Offene Türen direkt am Meer, Schulter an Schulter mit dem Turm.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Sonntag, 24. August 2008

Konsum, Kneipe und Bäckerei gegenüber.

Also wie jeden Morgen: mein geliebtes Burek, Espresso, Niranja.

Weiter an Kroatiens Küste.

Immer wieder „Winnetou-Landschaft“ wie im Kino! Atemberaubende Ausblicke entlang der Küstenstraße.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Nebenbei eine Kritik an unserer Fahrtroute.

Wir fahren ständig in der falschen Richtung. Weil wir das Meer immer links haben. Das bedeutet 1.: Dane, als Beifahrer, sieht nur die Hälfte weil ich und die Leitplanken, wenn vorhanden, ihm die Sicht versperren. Und 2.: Ich nicht spontan rechts ranfahren kann, um zum Beispiel einen Fotostop zu machen.

Also müssen wir die Tour noch mal machen in entgegen gesetzter Richtung.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Neue Hafenstadt mit einer sehr schönen Halbinsel, kreisrund, Rundgang zu Fuß 20 Minuten. Stürmische See. Riesige Wellen. Dane wird von einer Welle förmlich weggerissen.

Ziemlich touristisch. Mit Recht, weil die eine wunderschöne historische Halbinsel haben. Schon wieder "Klein Dubrovnik".

Wir gehen einmal komplett um die Insel. Was für ein Erlebnis.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Man hört das Rauschen des Meeres auf der einen Seite und das Grillenkonzert auf der anderen, man fühlt den leichten Wind, man sieht das azurblaue Wasser, den blauen Himmel, immergrüne Wälder, weiße Felsen. Man riecht Lavendel, Kiefern, Rosmarin. Es ist einfach nur geil.

Im Restaurant am Meer gibt es Riesengarnelen und Spagetti Aglio & Olio. Etwas für den Geschmack fehlte noch.

Schlafen auf einem Parkplatz neben einem Campingplatz am Ameisenstrand. Nachts sehr laut. Disco nebenan. Aber Duschen und Toiletten ganz nah.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Montag, 25. August 2008

Ebenso laut. Montag, Mülltag. Rechts und links nur laute Müllfahrzeuge. Espresso, Croissant, Weiterfahrt.

Tankstelle neues Öl gekauft. Beim verlassen der Tankstelle hatte ich schon den Polizeiwagen gesehen. Na ja, hab ich gedacht, in Kroatien ist das kein Problem, zurück auf die Landstraße über eine durchgezogene Mittelinie zu fahren. Falscher Fehler.

Rote Kelle. Stopp. Papiere, etc. Der Bulle will 500 KN. (ca. 80€). Nachdem der Bulle meinen Pass gelesen hatte spricht er nur noch Englisch mit mir. In einem sehr schlechtem Englisch redet er mich laufend mit „Mister Karl“ an. Ich habe Probleme nicht zu grinsen.

 ©Karl-Ewald Kirschner

Dane redet und redet und redet. Dane sagt wir haben kein Geld. „Schau mal mein Kollege hat noch nicht mal Geld für Rasierklingen.“ Der Bulle sagt ok, 300 Kn. Ich spreche mit ihm englisch. Erzähle ihm, das Dane Künstler ist und ich Fotograf. Erzähle ihm wie schön sein Land ist. Ich bitte ihn um ein Foto. Er lehnt freundlich ab. Dane redet und redet und redet. Zum Beispiel, wir haben kein Geld zum rasieren, „Schau dir meinen Kollegen an“. Ich sage dem Polizisten, dass ich für ein german newspaper Fotos mache und einen Bericht über sein Land schreibe. Ergebnis: Er zerreißt seinen Strafzettel und wünscht uns gute Weiterfahrt. Kommentar Dane: „Geht doch.“

Abends einen Fotografen kennen gelernt. Jemand, der das praktiziert von dem ich schon immer geträumt habe. Dieser Fotograf arrangiert ca. 100 kleine Fischerboote und bildet daraus ein Wort auf dem Wasser. Oder, er sammelt zig Menschen zu einem Bild. Kaum zu glauben. Eine Art Christo der Fotografie hier in Kroatien. Der abendliche Abschluss wie so oft in einem Restaurant, bzw. Kneipe. Restaurant „M“. Wie immer ein absoluter Geheimtipp! (nette Kellnerin).

Karl-Ewald Kirschner und Gerhard Mauerer