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Buchtipp Volkswagen T6(.1) Camper: Der Schlüssel zum Glück

Wer einen Camper auf T6-Basis sucht, der verliert sehr schnell den Überblick angesichts der Masse an verschiedenen Möglichkeiten. Dem Suchenden hilft nun ein neues Buch von Oliver Wozny: T6(.1)-Camper. Marktübersicht – Kaufberatung – wie ein Camper entsteht – Erfahrungsbericht.

 ©Oliver Wozny

Du suchst einen Camper-Bulli, einen möglichst neuen gar? Fein! Dann besorg Dir gutes Schuhwerk, Du wirst es schon auf der ersten Messe brauchen. Und besorg Dir ein Notizbuch, denn die Auswahl ist mehr als üppig. Du willst gut schlafen, das Motorrad mitnehmen, den Hund? Du parkst in der Tiefgarage, kochst niemals selber – oder drei Mal am Tag, weil Du ein Gourmet bist? Vielleicht brauchst Du auch einen 90 Liter messenden Kühlschrank oder den Charme puren Understatements? Tja, dann such Dir einen Camper aus. Und verlier bloß nicht den Überblick!

Atemlos hetzen viele durch die Hallen der CMT oder durch den Düsseldorfer Caravansalon, vergleichen, rechnen, überlegen – und verlieren wieder den Faden. Denn die Auswahl ist auch dann gigantisch, wenn man sich schon mal auf den T6 festgelegt hat. Das hat auch Oliver Wozny erfahren, als er sich auf die Suche machte. Allerdings hat DER den Kopf nicht verloren, sondern sich konsequent seinem Traum-Camper angenähert (Details werden erst später verraten). Und er hat sein Wissen und seine Erfahrungswerte aufgeschrieben. Das Ergebnis ist ein Buch, dessen Lektüre sich jeder gönnen sollte, der mit dem Erwerb eines aktuellen VW-Campers liebäugelt. Davon abgesehen lassen sich alle Infos des T6 und des flammneuen T6.1 auch auf den T5 übertragen. Zudem bringen Individualausbauer ohne mit der Wimper zu zucken jedem Gebrauchtwagen das Campen bei. Auf Kundenwünsche einzugehen, das hat hier Tradition.

Am anderen Ende der Statistiken zur jährlichen Produktion stehen die Großen: VW feiert mit dem California in jedem Jahr neue Rekorde – gut 120.000 in Eigenregie gebaut California kann Volkswagen inzwischen verbuchen, 2018 waren es 18.531 Exemplare – und auch bei Westfalia ist es satt vierstellig. Das jedoch schränkt die Möglichkeiten der Individualisierung ein wenig ein.

Was man wirklich braucht, das muss man sich erst beim Marktvergleich klar machen: Zumeist nämlich entdeckt man beim Vergleich der Konzepte, welcher Camper einem ganz persönlich am meisten Freude bereiten wird. Immerhin ist eine Kaufentscheidung, und wir reden hier bei einem Komplettfahrzeug über Beträge jenseits von 40.000 Öcken, zumeist eine Entscheidung auf Jahre hinaus, das sollte man nicht vergessen. Stellt man hier den Kaufpreis von Olivers Buch dagegen (gedruckt für 30 Euro, digital für die Hälfte), dann wird deutlich, wie dumm es wäre, sich in den (Neu)Kauf zu stürzen, ohne auf Olivers Wissen zurückzugreifen. Das ist übrigens topaktuell: Sowohl der neue T6.1 in Wort und Bild wie auch der Umzug der bekannten Marke Terracamper nach Kassel sind berücksichtigt.

Mehr als 85 VW T6-Campingausbauer finden sich im Buch – selbst Cracks werden die aus dem Stegreif nicht aufzählen können – die allesamt im Detail vorgestellt werden. Ausführliche Steckbriefe zur Historie der mehr oder minder jungen Marken, zu den Eigenarten und zu den Besonderheiten liefern massive Fakten, wobei Oliver auch Nachteile bestimmter Lösungen nicht verschweigt.

Wobei: Was heißt schon Nachteil? Auch eine in die Jahre gekommene Schlafbankmechanik hat Charme, selbst wenn es an einer Durchlademöglichkeit fehlt. Vielleicht kann man sie ja dafür auch ohne Schienen im Boden verschieben. Man sieht, der Teufel steckt wahrlich im Detail, weshalb Oliver nicht nur stumpf beschreibt, sondern auch vergleicht, und die jeweiligen Alleinstellungsmerkmale herausarbeitet. Auch Modulhersteller werden hierbei natürlich beachtet, wobei der Autor zu Recht auf seine subjektive Wahrnehmung verweist. Schön gelöst sind zudem die geographischen Verortungen: Gerade die „Kleinen“ sind selten oder auch gar nicht auf Messen vertreten, ein Modell mit eigenen Augen anschauen geht meist nur am Standort.

Weitere Kapitel kümmern sich um das Drumherum: Wie wird ein Camper eigentlich gebaut, wo kommt ein lackiertes Hochdach her, wie läuft die Erstzulassung, Oliver hat die schieren Fakten gut in einen Kontext eingearbeitet, der das Buch sauber abrundet. Dass das in Eigenregie und in der privaten Freizeit verfasste Werk den ein oder anderen Umbruchfehler enthält, darüber kann man getrost hinweg schauen. Auf seiner Homepage (www.oliver-wozny.de) finden sich dafür kostenlose Check- und Packlisten, eine Übersicht mit vielen Zubehörherstellern, Bullitreffen und Foren, und eine Erklärung, „warum wir uns für die 5-Meter-Camper-Klasse und nicht für eine 6-Meter- Aufbaulänge entschieden haben und warum es überhaupt der T6 wurde“.

Oliver hat sich am Ende für einen Piccolo Slimline von Uwe Werz mit Polyroof-Hochdach entschieden, der inzwischen seine erste Saison hinter sich hat – und im Buch entsprechend sehr, sehr üppig abgehandelt wird. Bislang hat Oliver seine Entscheidung nicht bereut. Aber er hat sich die Sache ja auch gut überlegt. So gut, dass er ein Buch drüber schreiben konnte.


Anmerkung in eigener Sache: Oliver Wozny kontaktierte mich vor einer ganzen Weile, und erzählte von seinem Vorhaben. Anfangs sah ich das Projekt nicht ganz unkritisch, ein Buch schreibt man nicht mal eben nebenbei. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Doch Oliver war schon beim ersten Telefonat von der Sache überzeugt, weshalb ich sehr gerne mit ein paar spontanen Tipps und Kontakten zur Stelle war. Jetzt das Endergebnis zu sehen, das freut mich um so mehr, weiß ich doch um die Mühe, die in der Kaufberatung steckt. Glückwunsch hierzu!


Oliver Wozny: T6(.1)-Camper. Marktübersicht – Kaufberatung – wie ein Camper entsteht – Erfahrungsbericht. Verlag Books on Demand, 268 Seiten mit 620 Farbfotos, Taschenbuch, ISBN 978-3-7494-8177-4, 29,99 Euro. Weitere Infos unter: www.oliver-wozny.de.

Heiko P. Wacker