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Caravaning-Boom: Was gefragt ist, wie die Camper ticken

Die Caravaning-Branche boomt weiter. Auch in diesem Jahr wird die Zahl der neu zugelassenen Campingfahrzeuge wachsen. Ein Überblick über die Branche und die Trends.

 ©Michael Kirchberger

Das Caravaning ist längst mitten in der Gesellschaft angekommen. Davon zeugen die nunmehr seit sieben Jahren steigenden Zulassungszahlen von Reisemobilen und Wohnwagen. Kaum ein Abend vergeht, an dem nicht in einem der TV-Sender eine Dokumentation über die immer beliebter werdende Ferienart gezeigt wird. Das Marktforschungsunternehmen Puls und die GSR Unternehmensberatung haben in Zusammenarbeit mit „Autobild Reisemobile“ erneut eine Studie zur Situation des Caravanings in Deutschland erstellt. Darin ist zu erkennen: Das Ende der Erfolgskurve ist noch lange nicht in Sicht.

Nach den Zahlen des Branchenverbandes CIVD (Caravaning Industrie Verband) wurden 2021 bis Ende Juni 48.827 Reisemobile neu zum Verkehr zugelassen. Darauf baut die Prognose auf, dass bis Ende des Jahres erstmals die Zahl von 100.000 Neufahrzeugen erreicht wird. Bei den Caravans gab es mit 14.000 Fahrzeugen ein etwas weniger gutes Ergebnis als im Vorjahr, dennoch rechnet die Branche 2021 mit insgesamt 30.000 Neuzulassungen der Appartements auf Rädern.

Am beliebtesten sind Camping-Vans, ausgebaute Kastenwagen, deren Transportraum isoliert und mit Betten, Schränken, Küche und Bad ausgestattet werden. Sie machen gut die Hälfte der Neuzulassungen aus. Es folgen die teil- und vollintegrierten Fahrzeuge, auf Rang vier finden sich die Reisemobile in Alkoven-Bauweise.

 ©ampnet

Die Zahl der der Campingplätze ist dagegen nicht angemessen gewachsen. Ganze sechs neue Camps wurden eröffnet. Hinzu kommt eine Verringerung von Stellplätzen, also explizit für Reisemobile ausgewiesene Parkräume. Die Ursache dafür sind die überdurchschnittlich häufig eingetretenen Naturkatastrophen. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind zahlreiche dieser Stellflächen durch Überflutung zumindest temporär nicht mehr benutzbar.

Bei einem Bestand von mehr als 1,5 Millionen Fahrzeugen müssen Camper daher mit belegten Stell- und Campingplätzen rechnen, weist die Studie nach. Dies könne auch nicht durch das steigende Angebot solcher Übernacht-Parkräume bei Winzern und an Gasthöfen ausgleichen, stellten die Marktforscher fest.

Bedingt durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen haben die Übernachtungen im Inland um 2 Prozent zugelegt, die im Ausland sind dagegen um 54 Prozent gesunken. In Deutschland sind nach den Hochrechnungen aus der repräsentativen Befragung 19,9 Millionen Menschen caravaningaffin, 14,4 Millionen geben dabei ein Reisemobil als bevorzugtes Urlaubsdomizil an, was einer Steigerung von 5 Prozent entspricht. 22 Prozent der Befragten äußerten konkrete Kaufabsichten. Die Caravans kommen auf 9 Prozent der Beliebtheit. Hier denken 14 Prozent der Interviewten über eine Neuanschaffung nach. Ein Drittel von allen Interviewpartnern gaben die Pandemie als Ursache für ihre Entscheidung an. 19 Prozent wollen bewusst auf Reisen mit dem Flugzeug oder Schiff verzichten. Weitere 16 Prozent gaben ökologische Gründe an.

In Deutschland gehören Bayern (43 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (27 Prozent) und Schleswig-Holstein (20 Prozent) zu den beliebtesten Urlaubsländern. Bei Reisen ins Ausland entscheiden sich 28 Prozent der Camper für Italien, Österreich folgt mit 27 Prozent und Spanien mit 17 Prozent. Allerdings bleiben viele Camper nicht an einem Ort, sondern bevorzugen Rundreisen. Durchschnittlich legen sie dabei 10.174 Kilometer im Jahr zurück und sind insgesamt 53 Tage unterwegs. Am Urlaubsort nutzen 60 Prozent das konventionelle Fahrrad für die lokale Mobilität, 37 Prozent setzen sich dabei auf ein E-Bike. Mit einem E-Scooter sind mittlerweile 20 Prozent unterwegs. 519 Euro geben die Camper pro Person und Woche in ihren Ferien aus.

Nicht gut zu sprechen sind die Caravaner auf Lieferzeiten. Diese entstanden aufgrund der hohen Nachfrage, aber auch durch Lieferengpässe bei den Basisfahrzeugen oder Ausstattungsteile wie Fenster oder Kühlschränke. 32 Prozent akzeptieren demnach keine Lieferzeit und verzichten lieber auf das speziell nach ihren Wünschen konfigurierten Reisemobil, kaufen stattdessen aus dem Bestand der Händler. 25 Prozent würden eine Wartezeit von eins bis drei, 19 Prozent bis zu sechs Monaten in Kauf nehmen.

Interessant ist unterdessen, dass mittlerweile die Hälfte der Camper selbst für ein Abstellverbot eines nicht genutzten Reisemobils in Innenstädten plädiert. 32 Prozent erwarten, dass es bald auch elektrische Mobilitätslösungen für das Caravaning geben wird.

2020 konnte die Branche samt aller angeschlossenen touristischen Bereiche einen Umsatz von 16 Milliarden Euro verzeichnen. 2021 wird eine Steigerung auf 17,7 Milliarden erwartet. Für Umsatz wird schon bald der Caravan Salon sorgen, zu dem die Branche in diesem Jahr zum sechzigsten Mal lädt. Die Messe öffnet ihre Tore in Düsseldorf vom 27. August bis zum 5. September, sie findet unter umfangreichen Hygiene-Maßnahmen statt und gewährt maximal täglich 20.000 Besuchern Einlass. Tickets gibt es ausschließlich online unter www.messe-duesseldorf.de.

Michael Kirchberger aum