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Ein Drittel plus: Camping-Branche boomte 2020

Die Camping- und Caravaning-Branche hat im Corona-Jahr 2020 massiv zugelegt. Allein die Neuzulassungen von Wohnwagen und Wohnmobilen legten 2020 um fast ein Drittel zu.

 ©Volkswagen Nutzfahrzeuge

Die Campingbranche hat trotz der beängstigenden Begleitumstände Grund zum Jubeln. Sie legt zum wiederholten Mal einen Zulassungsrekord für Reisemobile und Caravans vor. Obwohl Lieferketten während des Frühjahrs-Lockdowns im vergangenen Jahr teilweise zum Erliegen gekommen sind und Werke geschlossen werden mussten, haben die Hersteller im vergangenen Jahr insgesamt 107.203 Fahrzeuge verkauft. Das entspricht einem Plus im Vergleich zu 2019 von 32,6 Prozent.

Vor allem die Reisemobile trugen mit 78.055 Exemplaren (plus 44,8 Prozent) erheblich zu diesem Ergebnis bei, doch auch die Caravans schlugen sich mit 29.148 (plus 8,2 Prozent) verkauften Einheiten wacker. Auch der Handel mit gebrauchten Campingwagen nahm um 9,7 Prozent zu.

Obwohl dem Handel durch die Kontakteinschränkungen das üblicherweise starke Frühjahrsgeschäft entgangen ist, hat der rasante Anstieg der Absatzkurve in den Folgemonaten die Verluste mehr als ausgeglichen, erläutert Hermann Pfaff, Präsident des Branchenverbands CIVD. Nicht trotz, sondern wegen der Corona-Pandemie hätten viele Kunden erstmals Interesse am Urlaub in Caravan und Reisemobil bekundet. Dieser gelte aufgrund der relativ leicht umsetzbaren Hygieneregeln als vergleichsweise sicher.

In Europa sind die Gesamtzahlen ebenfalls positiv, wenngleich die Wohnwagen eine leichte Delle hinnehmen mussten. Insgesamt wurden mit 234.843 exakt 11,6 Prozent mehr Freizeitfahrzeuge erstmals in den Verkehr gebracht als im Vorjahr, es waren 159.082 Reisemobile (+20,1 %) und 75.761 Wohnwagen (-2,9 %). Von Rückgängen waren die Märkte in besonders von Corona betroffenen Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Spanien geprägt. Umso erstaunlicher war, dass Italien trotz der Seuche mit ihren verheerenden Auswirkungen um vier Prozent zulegen konnte.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig

In Deutschland ist der Export für die Branche weiterhin eine wichtige Ertragssäule. Vier von zehn hierzulande hergestellten Reisemobilen gehen ins Ausland. Der Umsatz der Betriebe erreichte eine Höhe von 6,5 Milliarden Euro. Werden außerdem die Umsätze der verbundenen Handels- und Industriezweige wie die Zulieferer, der Handel und die Betreiber der Infrastruktur, also Stell- und Campingplätze, addiert, ergibt sich die beachtliche Summe von 12,5 Milliarden Euro. Der Bestand ist auf 1.290.000 Einheiten angewachsen, womit Teile der Infrastruktur an ihre Grenzen stoßen.

Die Aussichten für das neue Jahr sieht Hermann Pfaff erneut als rosig an. Er rechnet mit einem Absatz von 118.000 Freizeitfahrzeugen und somit einem Zuwachs von zehn Prozent, wovon die Reisemobile 87.400 Stück und zwölf Prozent Steigerung und die Caravans 30.600 Einheiten und plus fünf Prozent ausmachen dürften. Den aktuell größten Anteil nach Bauarten nehmen die Kastenwagen und Campervans, also ausgebaute Transporter für sich in Anspruch. 47,5 Prozent der Kunden entscheiden sich für ein Fahrzeug dieser Klasse. Mit Blick auf die EU erwartet Pfaff in diesem Segment eine Absatzsteigerung um vier Prozent auf 244.000 Fahrzeuge.

Cool statt spießig

Grund für die weiterhin positiven Erwartungen ist das neue Image des Caravaning. „Früher galt der Urlaub im Wohnwagen oder Reisemobil als spießig und billig, heute wird diese Urlaubsform als cool und begehrenswert angesehen“, sagt Hermann Pfaff. Der Trend habe deswegen weiterhin Bestand, zumal mit der Millennium-Generation zwischen 20 und 30 Jahren eine bedeutende und neue Zielgruppe erreicht werden konnte. Das veränderte Konsumverhalten sei außerdem ein Treiber für das Caravaning. „Der moderne Europäer definiert sich heute nicht mehr über Beruf oder Besitz, sondern über seine Work-Life-Balance und das Luxusgut Urlaub.“

Die Branche klagt derweil unter Fachkräftemangel. Die gute Auftragslage, aber auch steigende technische Anforderungen und verschärfte Konstruktionsregularien erfordern einen überdurchschnittlichen Ausbildungsstand in den Produktionen. Viele Unternehmen haben daher bereits Selbsthilfemaßnahmen eingeleitet. Knaus Tabbert etwa betreibt eine eigene Akademie zur Fortbildung der Mitarbeiter. Hermann Pfaff zumindest verspricht gute Berufsaussichten. „Wer gerade eine neue Herausforderung sucht, kann in der Caravaningindustrie reizvolle und sichere neue Herausforderungen finden.“

ampnet/mk