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Landvergnügen – der etwas andere Stellplatzführer

Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum haben wir uns den fast 650-seitigen Stellplatzführer "Landvergnügen" und das Konzept des 2014 gegründeten Unternehmens genauer angesehen. Camping auf dem Bauernhof. Durch einen Wohnmobilurlaub 2012 in Frankreich wurde die Idee geboren.

 ©Landvergnügen

Der Campingwahn in Deutschland ist auch in der Nach-Corona-Zeitrechnung ungebrochen. Regelmäßig sind Plätze überfüllt, gestresste Camper auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz - spontan? So gut wie unmöglich in heutiger Zeit. Die Anlagen werden größer, moderner und mit allerlei Schnickschnack ausgerüstet – privater Whirlpool direkt auf dem Stellplatz? Kein Problem! Von der Campingromantik, Ravioli direkt aus der Dose und Gemeinschaftsdusche ist nicht mehr viel übrig geblieben. Wobei man auf letzteres heutzutage natürlich auch wunderbar verzichten kann.

Doch wohin mit dem Gefährt, wenn einem die Campingfabriken entlang den Küsten und Seen dieser Republik nicht immer zusagen? Oder wohin, wenn man auf der Durchreise nach Kroatien doch ein oder zwei Zwischenübernachtungen einplant? Hier kann der Landvergnügen-Stellplatzführer helfen.

 ©Landvergnügen

Das Konzept ist einfach. Landwirtschaftliche Betriebe wie etwa Bauernhöfe, Molkereien, Brennereien, Herrenhäuser und Güter oder auch der Alpaka-Züchter und die Straußenfarm von Nebenan, die auf ihrem Grund und Boden Platz für den ein oder anderen Camper haben, schließen sich dem „Landvergnügen-Netzwerk“ an. Auch der Camper selbst kann mittels Einladungskarten schöne Locations, Bauernhöfe etc., die einem unterwegs auffallen, dazu einladen, seine Flächen für Gäste zu öffnen.

Nun wird aus einem Bauernhof aber kein Campingplatz. Eine Reservierung für einen Platz gibt es frühestens 24 Stunden vor der geplanten Anreise und bleiben darf man ebenfalls „nur“ 24 Stunden. Landvergnügen ist also kein Konzept für Ferien auf dem Bauernhof. Kosten fallen für die Übernachtung keine an. Diese sind mit dem Kauf des Stellplatzführers, der aktuell 49,90 Euro kostet, bezahlt. Der Stellplatzführer enthält eine Jahresvignette, die sichtbar im entsprechenden Fahrzeug anzubringen ist, sowie ein Mitgliedsausweis, mit dem man sich bei seinen Gastgebern ausweisen kann. Darüber hinaus sucht man sich nur noch auf den fast 650 Seiten die äußerst gut beschriebenen Locations aus. Wie oft man eine Übernachtung innerhalb des gültigen Jahres plant und durchführt, bleibt einem natürlich selbst überlassen – hier gibt es keine Obergrenze.

 ©Landvergnügen

Man kann sich vorstellen, welche regionalen Köstlichkeiten, welche Handwerkereien und welches Treiben hinter den Kulissen man kennenlernen kann, wenn man morgens direkt neben dem Hofladen voller selbstgemachter Käseleckereien unter Hahnengeschrei aufwacht oder abends nach einer Obstbrandverkostung direkt wieder in den Bulli schlüpfen kann, alles abseits der herkömmlichen Touristenpfade. So kommen in dem System natürlich auch die Gastgeber auf ihre Kosten, denn Sie können durch Landvergnügen ihre Produkte und Herstellungsweisen bekannter machen und vorstellen. So ist auch im Stellplatzführer eine gut gefüllte Kategorie das „Selbstgemachte“, in der man direkt nachlesen kann, was es auf dem Hof zu kaufen gibt.

Nicht immer gibt es Verpflegung und auch nicht immer gibt es sanitäre Einrichtungen, die man benutzen kann, aber auch das ist ausreichend beschrieben, so dass man am Ende keine Fahrt ins Ungewisse antritt. Gerade mit dem Bulli ist das WC natürlich ein entscheidender Faktor, wobei man natürlich auch mit anderen Wohnmobilen oder teilweise auch mit einem Wohnwagen vorbeikommen kann – je nach Location und dessen Angebot. Ein QR-Code im Buch führt zudem zur digitalen App-Version für diejenigen, die sich auch auf so einer Campingtour nicht entschleunigen können.

 ©Landvergnügen

Das Einladungskonzept des Campierens im „eigenen Garten“ gibt es bereits seit 1993 unter dem Namen France Passion. FEFI bezeichnet einen Zusammenschluss mehrerer europäischer Verlage, die den etwas anderen Campingurlaub neben Frankreich und Deutschland auch jeweils in Schweden, Italien, Österreich, Spanien, der Schweiz, Dänemark, Norwegen sowie Großbritannien und Irland anbieten. Vielleicht lohnt sich der Blick auch beim nächsten Dänemark- oder Österreichurlaub mal in die privaten Hinterhöfe.

Der Stellplatzführer „Landvergnügen“ ist ein absolut ausgereiftes Buch, dessen Konzept wunderbar funktioniert, wie wir uns selbst überzeugen konnten. Alles ist ausgiebig bis ins kleinste Detail erklärt und beschrieben. Wichtige Passagen sind mit QR-Codes und dahinterliegenden Erklärungsvideos versehen und mittels verständlicher Symbolik und Übersichtskarten verschiedener Regionen Deutschlands kann sich jeder im Handumdrehen das Reiseziel seiner Wahl unter mittlerweile rund 1400 verschiedenen Orten und insgesamt ca. 3600 Stellplätzen heraussuchen.

 ©Landvergnügen

Sicher ist Landvergnügen kein Konzept, um einen vollständigen Urlaub zu planen, aber zum Beispiel auf den Weg in den Urlaub, kann der Reiseführer sehr hilfreich sein. Denn eigentlich ist ja auch der Weg schon das Ziel und was kann besser sein, als sich auf dem Weg nach Kroatien eine kleine Weinverkostung abseits der A7 zu gönnen. Allerdings wird man staunen, welche Höfe in der eigenen Umgebung im Landvergnügen vertreten sind, so dass auch einfach mal das Wochenende benutzt werden kann, um seine eigene Region, seine Nachbarschaft, dessen Produkte und vor allem die Menschen dahinter kennen zu lernen. Wir werden aufjedenfall noch den ein oder anderen Abend in netter Gastfreundschaft verbringen und dabei unsere Heimat noch etwas besser kennenlernen.

Eine tolle Idee findet vw-bulli.de und daher gibt es natürlich unseren Daumen hoch! Der Landvergnügen-Stellplatzführer ist unter der ISBN-Nummer 978-9820834-9-0 für 49,90 Euro überall erhältlich, wo es Bücher gibt oder hier direkt zu bestellen, aktuell sogar mit 20% Jubiläumsrabatt (Stand Mai 2023). Die aktuelle Version 2023 ist noch bis März 2024 gültig.

von Patrick Kühl