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VW fährt allen Oldtimern voraus

Der Bulli rangiert nach dem Käfer und dem Golf auf Platz 3 bei den Zulassungen alter Autos. Die Stuttgarter Zeitung engagiert sich für das Kulturgut Classic Cars.

Ein roter Fensterbus hat es am 7. Dezember auf die Titelseite der Stuttgarter Zeitung geschafft und auf eine ganzseitige Geschichte im Wirtschaftsteil verwiesen. Diese befasst sich mit dem bedeutenden Wirtschaftsfaktor Classic Cars. Die Kölner Beratungsgesellschaft BBE-Automotive hatte im Auftrag mehrerer Automobilbranchenverbände die wichtigsten Ergebnisse einer großen Studie vorgestellt.

Das freut die Bulli-Community: Die Top 3 gehören zur Marke VW mit Käfer, Golf und T1-T3. Präsentiert wurde der Bestand an Classic Cars auf Basis der Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) und einer bundesweit angelegten Befragung von etwa 300 Werkstätten mit Classic-Engagement. Zudem wurde der Oldtimerbestand bezüglich des Wertes analysiert und segmentiert.

VW-Bulli-Leser Gerrit Klaus Brunke hat seinen Fensterbus selbst restauriert.

 ©Brunke

Am Jahresbeginn waren 857.044 Pkw in Deutschland zugelassen, die älter als 30 Jahre sind. Davon hatten 526.020 das Gutachten nach § 23 StVZO und waren in die Emissionsklasse 0098 eingestuft. Hinzu kamen rund 200.000 Fahrzeuge ab 30 Jahre, die nicht zugelassen sind oder über ein 07er-Kennzeichen ausschließlich Oldtimertreffen und Rallyes ansteuern. Erlaubt sind damit auch „Probe- und Prüfungsfahrten sowie Fahrten zum Zwecke der Reparatur und Wartung.“ Schließlich werden in dieser Gruppe auch Oldtimer aus rund 1000 Sammlungen oder Museen erfasst. Außerdem wurden noch jeweils 150.000 Oldtimer ab 30 Jahre ermittelt, die das Potenzial für ein H-Kennzeichen haben und im Alltag selten genutzt werden oder solche, die als Alltagsautos keine realistische Chance für ein H-Schild hätten.

Der für die Branche relevante Classic-Kernmarkt addiert sich also aus den 750.000 echten Oldtimern und aus 600.000 Youngtimern (über 20 Jahre), die als Liebhaberfahrzeuge selten unterwegs sind und, wenn ihnen nichts passiert, ein sicheres Potenzial als H-Oldie haben.

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 ©BEE-Automotive

An diesen Fakten orientieren und engagieren sich mehr als 3500 Werkstätten und Autohäuser mit über 9000 Beschäftigten mit dem Handel, Pflege und Reparatur alter Autos. 3000 freie Händler liefern Teile und die mehr als 4000 Events pro Jahr sind Indiz dafür, dass die Oldtimerszene weit über den Besitz der Autos hinaus viele Freunde findet. So hat das Institut für Demoskopie Allensbach kürzlich festgestellt, dass sich 43 Prozent der Bevölkerung freuen, wenn sie einen Oldtimer sehen und jeder dritte würde gerne einmal einen fahren. Umgekehrt beobachten die Glücklichen hinterm Oldie-Lenkrad, wie oft ihnen zugewunken oder geblinkt wird…

Im Oldtimer- und auch im Youngtimer-Bestand dominieren die deutschen Marken. Am häufigsten vertreten sind die Marken Volkswagen und Mercedes-Benz mit 43 Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge. Volkswagen stellt auch die Top 3-Modelle, angeführt vom Käfer mit 53.000 Einheiten, gefolgt vom Golf (41.000) und dem VW Bus (37.000). Die zwei Importmarken Fiat und GM schaffen es mit mehr als 20.000 Einheiten unter die Top 10.

Quelle:Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten

In Expertenrunden wurde in der aktuellen Studie erstmals eine bestandsorientierte Bewertung vorgenommen. Im Ergebnis wird deutlich, dass Oldtimer kein so teures Hobby sind, wie gern angenommen wird. Es dominiert das Volumensegment im Wert von 10.000 Euro bis zu 50.000 Euro mit einem Anteil von 51 Prozent. Eine kleine Gruppe von lediglich 8 Prozent aller zugelassenen Oldtimer hat einen höheren Wert als 50.000 Euro. Die zweitgrößte Gruppe mit 41 Prozent der zugelassenen Oldtimer liegt unter 10.000 Euro. Das Premiumsegment mit seinen 8 Prozent aller zugelassenen Oldtimer steht aber für 38 Prozent des gesamten Fahrzeugwerts in Höhe von 24 Milliarden Euro.

In der Stuttgarter Zeitung kommentierte Ressortleiter Andreas Schröder unter dem Titel „Kulturgut Auto“ das Szenario positiv. Kein Wunder: In der Landeshauptstadt ist die Oldtimerdichte (ermittelt über die Postleitzahlen der Besitzeradressen) besonders hoch. Geografisch liegt diese Ballung in der oft zitierten Halbhöhenlage, also nahe Killesberg und Kräherwald. Genau dort hatte der Ferdinand Porsche 1939 auch den ersten Volkswagen entwickelt…

Felix Berg