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Zeitreise im T1 Westfalia

Ein TV-Team war auf der Suche nach einer Bulli-verrückten Familie für eine historische Fahrt im T1 über die Alpen. VW-Bulli.de half aus, und Familie Hirt aus Markdorf machte die Zeitreise von München zum Gardasee. Hier ist der Bericht.

 ©Familie Hirt

Als Christian Hirt den Aufruf auf VW-Bulli.de las, dass ein TV-Team eine Familie für eine Alpenüberquerung im T1, auf den Spuren unserer Eltern und Großeltern auf dem Weg in den Italien-Urlaub suchte, musste er nicht lange überlegen. "Ich bin VW Bus-Fan, seit ich ein Kind bin, der T1 ist mein Traumwagen, und hier in Baden-Württemberg waren ohehin gerade Schulferien. Also habe ich mich sofort beim TV-Team gemeldet und unsere Familie beworben." Die Freude war groß, als Familie Hirt für die Fahrt vom 12. bis 14. August 2011 ausgewählt wurde.

Doch nicht alle konnten mit. Das "Problem": Familie Hirt besteht aus sechs Mitgliedern - Mutter Tanja, 36, Vater Christian, 42, und die Töchter Vanessa, 16, Tamara, 14, Denise, 12, und Vivian, 7. Die beiden älteren Töchter ließen den jüngeren den Vortritt.

 ©Familie Hirt

Am Donnerstag, 11.8., reisten die Vier dann erwartungsfroh von Markdorf bei Friedrichshafen (Bodensee) nach Ismaning bei München. Früh am Freitag sollte die T1-Tour losgehen.

"Am Freitagmorgen ging es dann gemeinsam zu einer Halle, in der der von Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer zur Verfügung gestellte T1 für uns bereitstand." Es handelte sich um einen rot-weißen T1 Westfalia, Baujahr 1962, mit 34 PS.

"Ich bekam eine kurze Einweisung in die Besonderheiten des Fahrzeugs", erzählt der IT-Administrator Hirt. Viel gab es nicht zu erklären, denn auch wenn Hirt zuvor noch nie einen T1 gefahren hatte, Bulli-Erfahrung hat er zu Genüge. "Ich bin neben dem T1 ein großer T3-Fan und hatte schon zahlreiche T3. Einen Lufti natürlich unter anderem, sowie einen Whitestar sowie unter anderem einen Syncro. Das einzige, was etwas gewöhnungsbedürftig war, war die Schaltung."

 ©Familie Hirt

Dann ging es ganz schnell los. Gepäck und Kinder rein und ab ging es. "Für die Kinder war es natürlich ein ganz besonderes Erlebnis", sagt Hirt. "Erstens gab es keine Sicherheitsgurte, also konnten sie sich 'frei' bewegen und nutzten dies auch aus. Und zweitens saß immer eines der Kinder mit vorne auf der Dreier-Sitzbank."

Nur die allerersten Kilometer ging es über die Autobahn. "Wir fuhren über die A99 um München herum. Wir wollten uns nicht im Berufsverkehr durch die Landeshauptstadt quälen und wertvolle Zeit verlieren", so Hirt. "Am Anfang war es etwas stressig, aber ich war zumindest nicht langsamer als die Lastwagen, und bei Holzkirchen ging es dann ja auch schon wieder runter von der Autobahn und auf die Landstraße."

Das Wetter, keine Selbstverständlichkeit im Sommer 2011, war übrigens herrlich an diesem Wochenende. "Wir hatten strahlenden Sonnenschein und um die 25 Grad", erinnert sich Hirt. Ideales Wetter also für eine schöne Fahrt im Oldtimer Richtung Alpen. "Da war ich schon froh, denn wer weiß, ob die Scheibenwischer bei Regen für immer klare Sicht gesorgt hätten, oder ob die Fenster dichtgehalten hätten?" Aber diese Furcht wäre wohl nicht begründet gewesen. Denn begleitet wurde die Fahrt nicht nur von einem TV-Team, sondern auch von zwei Experten von VWN, die im Falle des Falles, und ein solcher sollte noch kommen, den Bulli jederzeit wieder fitmachen würden.

 ©Familie Hirt

Das TV-Team fuhr voraus, Hirt im T1 hinterher. "Das war auch ganz gut so, denn anfangs war ich schon ziemlich damit beschäftigt, mich mit dem Auto anzufreunden. Das ging dann aber ganz schnell", so Hirt.

Der erste Halt, auch für TV-Aufnahmen (die Reportage wurde übrigens am Samstag, 27.8.2011, ab 16.25 Uhr auf kabeleins ausgestrahlt), war dann am Kochelsee. "Da musste ich ein paar Mal hin und her fahren und so weiter, aber es machte Spaß." Auch am Walchensee hieß es: Filmaufnahmen, bis es über die Grenze nach Österreich ging.

 ©Familie Hirt

Und hier war es, dass es Hirt - zum einzigen Mal auf der ganzen Fahrt - ein wenig mulmig wurde. "Die Strecke auf der Landstraße hinunter nach Seefeld in Tirol war die heftigste auf der ganzen Reise", sagt Hirt. Es gab bis zu 16 Prozent Gefälle. "Es war steil, es war stark befahren, da waren die Bremsen ganz schön gefordert! Man muss da ganz anders fahren als in einem modernen Pkw. Aber das Schöne ist: In dem alten Bulli wird man eigentlich nie bedrängt, auch wenn man viel langsamer unterwegs ist als mit den heutigen Autos."

Weiter ging es Richtung Innsbruck, die alte Brennerstraße hinauf bis zum Brennerpass. "Das war richtig schön, das hat uns allen richtig Spaß gemacht", erinnert sich Hirt. Der alte Bulli samt vier Insassen und Gepäck hatte es nun auf 1.374 Meter über dem Meeresspiegel geschafft. Doch das war noch lange nicht genug an diesem Freitag.

 ©Familie Hirt

"Es ging dann nach dem Abendessen in Sterzing noch weiter hoch auf den Jaufenpass." Der Höhenmesser zeigte nun 2.094 Meter über dem Meeresspiegel! Dann war es für diesen Tag aber auch genug. Glücklich und erschöpft verbrachte Familie Hirt die Nacht im Hotel am Jaufenpass.

Am Samstagmorgen standen nach dem Frühstück dann wieder Filmaufnahmen an, am Jaufenpass. "Das war etwas stressig", sagt Hirt.

 ©Familie Hirt

Der Grund: "Man glaubt es kaum, aber da war mehr Verkehr als auf der Autobahn! Bei dem herrlichen Wetter war dort oben alles unterwegs, was Räder hat: Fahrräder, Motorräder, Autos. Und es muss auch noch ein Porsche-Treffen dort gewesen sein, denn ich habe in kürzester Zeit mindestens 20 911er gesehen!"

Als die Filmaufnahmen schließlich im Kasten waren, ging es weiter nach Meran. "Wieder gab es jede Menge Kurven, das Lenken war schon ziemlich anstrengend, aber ich war ja schon etwas geübter am zweiten Tag", so Hirt. "Ich habe jedenfalls jeden Kilometer genossen, schließlich war ich ja in meinem Traumauto unterwegs."

 ©Familie Hirt

Kilometerlang ging es bergab. "Als wir nach Meran reinfuhren, und ich auch mal wieder geradeaus fahren konnte, war ich aber auch ganz froh", sagt Hirt.

Auf einer vierspurigen Straße in Meran dann, an einer Ampel, ging der Motor aus. "Wir standen mitten in der Kreuzung", erinnert sich Hirt. "Links und rechts fuhren die Italiener wie die Verrückten an uns vorbei." Die Rettung kam aber schnell, in Gestalt der VWN-Mitarbeiter, die den Bulli zur nächsten Tankstelle schleppten und schnell wieder fit machten.

Weiter ging es über Bozen, und schließlich über Schleichwege runter nach Riva am Gardasee. "Es war sehr schade, dass die Fahrt dann vorbei war. Am liebsten hätte ich den Bulli nicht wieder hergegeben, am liebsten wäre ich immer weitergefahren, von mir aus bis Marokko! Und nicht nur ich und meine Frau waren begeistert, die Kinder auch. Der Bulli ist die ganze Strecke wunderbar gelaufen", sagt Hirt.

Doch diese Wünsche konnte auch VW Nutzfahrzeuge Hirt leider nicht erfüllen. Nach der Nacht in Riva ging es am Sonntag zurück nach Ismaning.

 ©Familie Hirt

Hirt: "Ins Fernsehen zu kommen, das wollte ich eigentlich nicht unbedingt, aber ich wollte unbedingt mit dem T1 diese Fahrt machen." Den Bericht auf kabeleins wird sich die Familie Hirt natürlich ansehen. "Allerdings werden wir dazu zu Freunden gehen, denn wir haben privat gar kein TV-Gerät."

Und ob man es glaubt oder nicht, den Kindern, so Hirt, wurde auf der kompletten kurvenreichen Strecke im fast 50 Jahre alten Bulli kein einziges Mal schlecht. "Aber auf der Rückreise von Ismaning nach Markdorf, da passierte es dann, dass es einer meiner Töchter gar nicht gut ging." Im alten Bulli wäre DAS bestimmt nicht passiert!...

von Gerhard Mauerer